: Vom Meer gefressen
Auf Rügen werden nach dem erneuten Küstenabbruch auf Handzetteln alle Ausflügler um erhöhte Vorsicht gebeten
Den sichersten Blick auf Rügens Küste hat man derzeit vielleicht in Winterthur. Denn dort, im Museum Oskar Reinhart, hängt Caspar David Friedrichs berühmtes Gemälde „Kreidefelsen auf Rügen“, während auf Rügen selbst die Touristen nach dem erneuten Küstenabbruch auf der Insel zu erhöhter Vorsicht aufgerufen werden.
Rechtzeitig zum österlichen Ansturm von Ausflüglern sollen für Küstenwanderer Warnhinweise auf Handzettel gedruckt werden. Auch vorbeugende Sperrungen besonders gefährdeter Uferabschnitte seien denkbar, sagte gestern Insel-Landrätin Kerstin Kassner.
Das am Wochenende bei einem Abbruch am Steilufer von Lohme beinahe in die Tiefe gerissene und evakuierte Diakonieheim für Suchtkranke bleibe zunächst gesperrt. „Die Wiedereröffnung des Heims ist eher unwahrscheinlich“, sagte Kassner. Die Prüfung durch Sachverständige stehe aber noch aus.
Nach Einschätzung des Küstenschutz-Experten im Schweriner Umweltministerium, Thomas Zarncke, sind in der Region um Lohme in den nächsten Jahren weitere Abbrüche zu erwarten. Die insgesamt drei großen Küstenabbrüche auf Rügen in den vergangenen Wochen bezeichnete der Experte „auch im Umfang nicht außergewöhnlich“.
Für Meeresgeologen eine natürliche Küstendynamik: Steilufer würden „füher oder später vom Meer gefressen“, sagt Jochen Lamp vom Projektbüro Ostsee der Umweltorganisation WWF. Was dabei ins Meer gehe, werde an anderer Stelle wieder aufgespült. „Ohne diese Vorgänge würde es die herrlichen Ostseestrände nicht geben, die überwiegend aus sandigen und feinkiesigen Abbruchmaterial bestehen.“ AP/EPD
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