Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Die Helden des 20. Jahrhunderts ragen auch noch in das 21. hinein. Einstein, Hitler, Jackie O. oder Mickey Mouse haben in jedem von uns mediale Spuren hinterlassen. Dazu ist in dieser Woche in der Volksbühne ein kleiner, großer Abend zu sehen. Jürgen Kuttner schrieb mit Stefan Schwarz das Buch, Tom Kühnel hat die Epochenbesichtigung „Die Helden des 20. Jahrhunderts“ inszeniert. Sie wäre dennoch nicht das geworden, was sie ist, ohne die Handpuppen von Suse Wächter und Steffi König: ein ebenso komisches wie gelegentlich verstörendes Unternehmen. Darsteller der Helden, zu denen Freud, Marx, Marilyn Monroe, Ghandi, Arafat und Mutter Teresa zählen, sind nämlich fast durchgängig Handpuppen. Aus Ikonen werden witzige bis gruselige Karikaturen mit teilweise irritierenden Effekten: Haben Sie zum Beispiel schon mal gehört, wie es klingt, wenn Adolf Hitler Herbert-Grönemeyer-Lieder singt? Um Helden des 20. Jahrhunderts handelt es sich definitiv auch bei den Herren Botho Strauß und Luc Bondy. Strauß hat ein neues Stück geschrieben, das Dieter Dorn im Januar in München uraufführte. Am Berliner Ensemble zeigt Luc Bondy, der Virtuose auf der Klaviatur der Seele, seine Version von „Die Eine und die Andere“. Die Eine, das ist Insa Breydenbach, Wirtin einer maroden Pension im Oderbruch. Die Andere, Elisabeth Kelch, hat ihr vor langer Zeit den Mann ausgespannt und beide haben ein Kind von ihm. Jetzt kommt es in Insas Pension zum emotionalen Showdown.
Ein Theaterheld des 20. Jahrhunderts ist auch der bedeutende israelische Dichter, Dramatiker und Regisseur Hanoch Levin gewesen, der 1999 im Alter von 56 Jahren gestorben ist. Im HAU 2 ist jetzt Krzysztof Warlikowskis Warschauer Inszenierung von Levins grimmiger Komödie „Krum“ als Gastspiel zu sehen.