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Archiv-Artikel

Verliebt in Gegensätze

Die Komödiantin Charla Drops ist zurück aus Berlin. Ihr Soloprogramm „Gut verkehrt“ ist eine Mischung aus Witz, Gesang und Akrobatik

„Mit schrägen Sachen hat das Kölner Publikum Schwierigkeiten“

VON JÜRGEN SCHÖN

Sie sehnt sich nach einer zärtlichen Hand, und wenn es nur die der Masseuse ist. Aber wehe eine Hand versucht, sie von hinten auf dem Barhocker anzumachen. Sie liebt die Liebe, aber findet immer ein Haar in der Suppe. Sie liebt die Gegensätze und probiert alles dazwischen aus. Sie ist schräg, gelenkig, nachdenklich und frivol, ein Multitalent. Jetzt hat das Kölner Publikum die Gelegenheit, Charla Drops mit ihrem neuen Soloprogramm „Gut verkehrt“ kennen zu lernen.

Für die 47-Jährige ist es ein Neuanfang in ihrer Heimat. In Köln arbeitete sie 1979 als Gymnastiklehrerin, hieß noch gutbürgerlich Barbara Klöwer. Doch der Job in einem Altenheim ödete sie an, sie floh nach Berlin. Dort machte sie ihr „natürliches Bewegungsbedürfnis“ zum Beruf, wurde zur Clownin, Akrobatin, Erzkomödiantin, kurz: zum „hochqualifizierten Frauenzimmer“, wie sie selber es nennt. Ihre Heimstätte war das „Unart“-Theater in Kreuzberg, das sie mit zwei Schwulen und ihrer Lebensgefährtin Lena Luder alias Eva Hess gegründet hatte. Mit ihr stand sie auch auf der Bühne, ist bis heute ihre Regisseurin.

Das „Unart“ wurde schnell zu einer festen Adresse in Berlins Kleinkunstszene. Doch nach der Wende kam der „Wirtschafts- und Kulturkollaps“, erinnert sich die Künstlerin. Zuvor hatte sich das Theater im Wesentlichen ohne Subventionen halten können, jetzt wurde ein Antrag auf Zuschüsse abgelehnt. Als dann ein neuer Hausbesitzer die Miete verdoppelte, war es aus. Drops machte erst eine Kunst-Pause, 1999 kehrte sie nach Köln zurück, „in den Schoß der Familie“.

In der Folge trat sie in der Rosa Sitzung und vor allem mit dem Kölner Frauenkabarett „Mamma Grappa“ auf, zeigte ihre kleinen, wortlos-absurden Minidramen. „Charlie Chaplin und die Ausdruckstänzerin Valeska Gert sind hierfür meine Vorbilder“, erklärt die Verrenkungskünstlerin. Ein Dauerbrenner seit diesen Tagen ist ihr „Stierkampf-Flamenco“: Ein grotesker tragikomischer Tanz, bei dem sie abwechselnd Stier und Torero spielt. Oder die Nummer, bei der sie mit androgynen Sexphantasien spielt und einen überlangen Schlangen-Penis zu bändigen sucht.

„Mit solchen schrägen Sachen scheint das Kölner Publikum allerdings Schwierigkeiten zu haben“, sucht Drops nach einer Erklärung für den bislang eher gebremsten Erfolg. Darum jetzt der Neuanfang auch mit etwas Neuem: mit Gesang und eigenen Texten. „Beides kann ich nicht!“, lacht sie. Irrtum: Beides kann sie. Mit rollendem „r“ und leicht rheinischem Tonfall ist sie eine bezaubernde Mischung aus Zarah Leander und Trude Herr. Ihre Texte schwanken zwischen Poesie, derbem Witz und surrealem Pathos. Immer wieder geht es um die Liebe, die sich im Menschlich-Allzumenschlichen verfängt. Da rollen die Augen, riesengroß, sie schielen und zeigen das Weiße. Und die Zunge fährt wie eine Schlange zwischen den Lippen umher.

Das sollen die Kölner nicht mögen? Bei ihrer „Premiere“ im Eifelturm-Theater war der Beifall zu Recht groß. An Dramaturgie und Mischung sollte allerdings noch ein bisschen gefeilt werden. Ob es bei Musik vom Band bleibt, ist ungewiss. „Vielleicht finde ich ja einen Pianisten oder eine Pianistin, mit der ich zusammen spielen kann“, überlegt sie. Möglich, dass Altmeister Robert Kreis weiterhelfen kann. Der ist begeistert von Charla Drops und hat sie zu einer Revue in den renommierten Stuttgarter Friedrichsbau eingeladen.

Charla Drops: „Gut verkehrt“: 24. und 26. März, jeweils 20 Uhr, Eifelturm-Theater Köln, Eifelstr. 31, Tel. 32 17 92