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Adios, Bienen

Spanien ist der größte Honigproduzent in Europa. Doch plötzlich stirbt dort jede dritte Biene. Ursache? Unklar

MADRID taz ■ „Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben …“, warnte der Physiker Albert Einstein einst. In Spanien gingen die Bestände in nur einem Monat um ein Drittel zurück, warnte jetzt das Zentrum für ökologische Imkerei (CAE) im südspanischen Cordoba. Von insgesamt 720 Milliarden Bienen in dem Land kamen 290 Milliarden nach ihrem Flug nicht zurück.

Spanien ist europäischer Marktführer: 2,4 Millionen Bienenstöcke wurden von 26.000 Imkern im Land aufgestellt. 6.000 Imker leben hauptberuflich vom Honig. Insgesamt werden in Spanien 33 Millionen Kilo des begehrten Süßstoffs pro Jahr produziert. Manche Imker haben nun aber bis zu 70 Prozent ihrer Bestände verloren. Am stärksten betroffen sind die Regionen Andalusien und Extremadurien im Süden des Landes, Castilla-León im Zentrum sowie die Mittelmeerregion Valencia.

„Wir stehen vor einem Rätsel“, sagt der Sprecher des Instituts, Zoologieprofessor Francisco Puerta. Mindestens drei Jahre Forschungsarbeit seien nötig, um das Bienensterben zu erklären. Eine Viruserkrankung schließt Puerta aber so gut wie aus. Es seien nur sechs Erreger bekannt und es gebe keine Anzeichen für eine Epidemie. Bleibt das Wetter, der spanische Winter war extrem kalt und trocken. Und die Frage nach Umweltgiften.

Puerta verdächtigt vor allem Herbizide, die von den Landwirten versprüht werden. Besonders die Wirkstoffe Fipronil und Imidacloprid stehen unter Verdacht, den Bienen zuzusetzen. In Spanien und 69 anderen Ländern sind sie dennoch zugelassen. Ein striktes Verbot gibt es nur in Frankreich. Es trat 1999 in Kraft – um Bienen zu schützen.

Vergangene Woche demonstrierten 3.000 Imker vor dem Agrarministerium in Madrid: „Wir Imker sind unersetzlich.“ Ein Schutz der Bienen sei unerlässlich. Sie bestäuben 80 Prozent der Ackerkulturen. Dazu nochmals Einstein: „ … keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“ REINER WANDLER

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