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Archiv-Artikel

Japans Expo

Weisheit der Natur

In der zentraljapanischen Provinz Aichi ist gestern die erste Weltausstellung des 21. Jahrhunderts eröffnet worden. Die Expo Aichi 2005, an der sich 127 Länder beteiligen, dauert bis zum 25. September und folgt dem Motto „Weisheit der Natur“.

Zum ersten Mal können sich die teilnehmenden Staaten nicht durch eine extravagante Architektur profilieren. Von den Gastgebern erhielten sie einen Normcontainer zur Verfügung gestellt, den sie möglichst innovativ mit Inhalt füllen sollten. Die Container selbst werden später demontiert und sollen wieder verwendet werden.

Die 127 Länder haben diese Aufgabe ausgesprochen unterschiedlich gelöst. Im Pavillon Nepals zum Beispiel fühlt man sich eher wie bei einer Tourismuswerbemesse, mit Souvenirständen und schönen Berglandschaften (aber doch ohne Reiseprospekte) – im Himalaja-Staat herrscht Bürgerkrieg.

Demgegenüber weist Frankreich selbstkritisch auf verschiedene Umweltprobleme hin. Mit dem französischen Pavillon verbunden ist der deutsche mit dem Namen „bionis“. Besucherinnen und Besucher werden in tropfenförmigen Kabinen durch eine Kulissenlandschaft geführt, in der sie Produkte der bionischen Forschung besichtigen können.

Es soll gezeigt werden, wie Hightech nach natürlichen Prinzipien gestaltet wird: Fahrzeugdesign nach Vorbild von Pinguinen und medizinischer Diagnostik, die sich an Fledermäusen orientiert. Die deutschen Ausstellungsmacher sprechen von einer Weltneuheit. Die Anlage soll nach Ende der Weltausstellung in Büsum an der Nordsee wieder aufgebaut werden.

Die Hightech-Nation Japan will hier zeigen, wie die Ansprüche von Mensch und Natur besser in Einklang gebracht werden können. Zwischen den beiden Ausstellungsteilen verkehren Busse mit umweltfreundlichem Hybridantrieb, und um die natürliche Umgebung zu schonen, bewegt sich der Besucherstrom auf einem Weg, der auf Stelzen steht. Zu den zahlreichen Ausstellungen gehören auch neue Recycling-Energiesysteme oder eine Pflanzenwand, die Kohlendioxid absorbiert und Sauerstoff erzeugt.

Andererseits sieht man auf dem Ausstellungsgelände viele Stahlkonstruktionen und Betonbauten, die lediglich mit Bambusstäben verkleidet wurden. Und in manchen Pavillons wird aus Plastikgeschirr gegessen. Schon im Vorfeld der Expo wurde in Japan darüber debattiert, ob es weise sei, sich ein so hochtrabendes Motto zu geben.

Die Organisatoren haben sich bezüglich den Besucherzahlen extrem vorsichtig geäußert, wobei auch die enttäuschende Erfahrung Deutschlands bei der internationalen Weltausstellung in Hannover eine Rolle gespielt haben dürfte.

Erwartet werden nurmehr 15 Millionen Besucherinnen und Besucher – zunächst waren es 20 Millionen. 1970, bei der letzten Weltausstellung in Japan, waren es 64 Millionen. Als die Bevölkerung der Hauptstadt Tokio im November zur Expo befragt wurde, hatte nahezu die Hälfte noch nie von der Veranstaltung gehört.

Der Eintritt von 4.600 Yen (ca. 35 Euro) ist auch für japanische Verhältnisse hoch. Die Veranstalter konterten: Das Disneyland in Tokio sei teurer.

MARCO KAUFFMANN

Ein-Tages-Pass für 35 Euro (Erwachsene) resp.10 Euro (Kinder bis 11 Jahre).Ermäßigungen für Senioren. Für Ticket-Vorbestellung: www.expo1.jtb.co.jp/eng. Transport: Mit Shuttle-Bus oder Magnetbahn ab Nagoya-Hauptbahnhof