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Archiv-Artikel

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Am Ostermontag schließt die erste Präsentation der Friedrich-Christian-Flick-Sammlung in Berlin

von BRIGITTE WERNEBURG

Nach „einem Feuerwerk der Sinne und der Sinnlichkeit“ stand dem Sammler für die erste Präsentation seiner Kunst der Sinn. Von einem „Ozean der Nachdenklichkeit“ sprach er in einem Brief an Eugen Blume, dem Leiter des Hamburger Bahnhofs, offiziell Kurator der Ausstellung. Die, so Flick, „Kenner ebenso wie Laien ‚umhauen‘“ sollte. Schließlich wollte die Ausstellung von den sieben fetten Jahren der Sammlung F. C. Flick künden. Nun geht sie, nach einer Verlängerung, zu Ende – und ja, sie dürfte dringend benötigtes Geld in die Kassen des Hamburger Bahnhofs in Berlin gespült haben. Der Streit über die Absicht des Sammlers, mit Hilfe der Kunst das unrühmliche Image des Namens Flick vergessen zu machen, bescherte der Ausstellung die nötige Aufmerksamkeit. 250.000 Besucher zählte sie.

Allerdings mussten die Eintrittsgelder erst einmal einen Audio-Guide finanzieren, der den Besuchern Interpretationshilfen gab und im Ticketpreis von 9 Euro inbegriffen war. Die Leute fühlten sich offenbar – anders als Bundeskanzler Gerhard Schröder einstmals glaubte – nicht durch die vorenthaltene, sondern die gezeigte Schau bestraft. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erkannte einmal mehr – und wie immer zu spät – Vermittlungsbedarf.

Die Besprechungen der Ausstellung in der Presse konnten nicht helfen. Sie waren vernichtend. Als „seelenlos“, „großkotzig“, und als ein „Riesenschwindel“ wurde die Sammlung bezeichnet. Die New York Times hatte den Eindruck einer schnell zusammengekauften Sammlung hipper Markennamen des aktuellen Kunstmarkts. Sie wirke nicht wie eine Privatsammlung mit Liebe zum einzelnen Werk, schrieb Florian Illies in seiner Kunstzeitschrift Monopol, „sondern wie die einer Briefkastenfirma auf den Kanalinseln mit Liebe zu großen Namen und großen Formaten“. Das ist die Sammlung zweifellos.

In New York wurde nun bekannt, dass die in Berlin gezeigten Arbeiten von Bruce Nauman über die Galerie Hauser & Wirth an das Museum of Modern Art verkauft werden sollen. Daher wurde gestern auf einer Podiumsdiskussion an der Columbia University zum Thema Flick ein Brief an Ronald S. Lauder, den Vorsitzenden des Board of Trustees des Museums of Modern Art, verlesen. In ihm bitten zunächst die beteiligten Podiumsteilnehmer, unter anderen der Künstler Hans Haacke, der Kunsthistoriker Benjamin H. Buchloh und die Kunsthistorikerin Isabell Graw (Texte zur Kunst) Ronald Lauder, sich dafür einzusetzen, dass das MoMA keine Werke aus der Sammlung Flick kauft. New York und seine Institutionen sollen deutlich machen, dass sie nicht mit von der Partie sind, wenn der Name Flick auf Kosten derjenigen, die gelitten haben, weiter aufgewertet werde.

Die Verträge, die Flick in Berlin schloss, erlauben ihm sein Vorgehen. Sein mit Verve vorgetragenes Statement, „Spekulation mit Kunst ist Missachtung der Kunst“, weniger. Doch was sind schon Worte? „Glaubwürdigkeit“ und „Unabhängigkeit“ der Museen hielt Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, wie er immer wieder betonte, für einen „unverzichtbaren Wert“ bei der Partnerschaft mit Flick. Wie aufschlussreich, dass die Verantwortung für den Ausstellungsaufbau, dann keineswegs bei den Staatlichen Museen zu Berlin lag; dass keineswegs Eugen Blume die Schau kuratierte.

Entgegen dessen Idee einer thematischen Aufarbeitung der Sammlung bestand Flick auf monothematischen Künstlerräumen etwa für Marcel Duchamp, Bruce Nauman, Stan Douglas oder Dieter Roth. Mit einer ganzen Reihe von Listen instruierte er Blume, welche Künstler in der Erstausstellung, womöglich mit einen eigenen Raum, vertreten sein mussten, von wem wenigstens eine Arbeit gezeigt werden musste, welche Künstler Blume wegen der Installation zu konsultieren hatte. Der Sammler selbst bestimmte Charles Rays „Tractor“ für den Eingangsbereich der großen Halle des Hamburger Bahnhofs. Es war ihm ein Anliegen. „Groß denken und breit und tief präsentieren“, wollte Flick. Ist ja gut und schön. Nur weiß man inzwischen zu gut, was man davon zu halten hat.