: Trotz Niederlagen cool
Mit den Freezers ist Eishockey in Hamburg zu einem Zuschauerphänomen geworden – selbst wenn die Saison nach der Play-off-Niederlage gegen Frankfurt nun frühzeitig beendet ist
von Christian Görtzen
Die zwei Minuten des Zitterns fanden ein abruptes und unerfreuliches Ende. Mit einem schlichten Fingerzeig machte Schiedsrichter Harald Deubert das Drama für die Hamburg Freezers perfekt. Nach Betrachtung der Fernsehbilder entschied der Unparteiische auf Tor für die Frankfurt Lions und das Ende der Saison für die Hamburg Freezers – der 1:0 (0:0, 0:0, 0:0)-Sieg für den deutschen Meister und damit der vierte Erfolg im sechsten Play-off-Viertelfinale waren durch den Treffer von Doug Weight besiegelt.
Es ist das Ende einer Saison für die Freezers, die mit dem Ausscheiden im Viertelfinale gegen die Frankfurt Lions in sportlicher Hinsicht ein Rückschritt ist. Langweilig war es in der Spielzeit 2004/2005 jedoch nie. Dafür sorgte schon ein Zusammenspiel mit Misstönen zwischen Ex-Trainer Dave King und einem Team, das sich nicht verstanden fühlte.
Der Riss zwischen Spielern und dem als zu autoritär empfundenen 57 Jahre alten Trainer, der sich in den fluchtartigen Aufbrüchen von Spielern wie Mark Greig (Kassel), Wayne Hynes (Hannover) sowie in dem Streit zwischen King und Jim Dowd (zurück in die USA) manifestierte, war nicht mehr zu kitten. Kings hohes Anspruchsdenken und sein großes Wertlegen auf Disziplin stießen bei den Spielern auf wenig Gegenliebe. Die Freezers verharrten über Monate in einem Zustand der Starre.
Lediglich ein Machtwort der Vereinsführung schien den Eispanzer, der sich über den Verein gelegt hatte, aufbrechen zu können. Kurz vor dem Beginn der Play-offs war der Zeitpunkt gekommen. „Wir sahen unser Minimalziel in großer Gefahr, deshalb mussten wir reagieren. Anders als bei King gilt das Verhältnis zwischen Mike Schmidt und der Mannschaft als intakt. Schmidt ist 14 Jahre jünger als sein Vorgänger, er ist eher der Trainertyp Kumpel, der schon aufgrund seines Alters näher an der Mannschaft dran ist. Die Parallelen zum Fußball-Bundesligisten Hamburger SV, dessen Heimstätte nur einen Steinwurf von jener der Freezers entfernt liegt, sind frappierend. Auch dort musste die Verkörperung der Autorität und der angestaubten Methoden (Klaus Toppmöller) einem nachsichtigen Novizen (Thomas Doll) weichen, der um die sensible Seite seiner Schützlinge weiß.
„Mit Sicherheit war das früher im Profigeschäft anders. Es ist ein Wandel der Zeit, der Trend geht hin zu mehr Demokratie“, sagt Capla. King gelang das nicht. Das Verhältnis zwischen ihm und dem Team erwies sich als derart erschüttert, dass der Verein auch milde über den finanziellen Aspekt hinwegsah. Noch im Dezember hatte Capla stetig betont, dass eine Entlassung Kings vorrangig eine Frage des Geldes sei. Keine drei Monate später stand das Prestige im Vordergrund. „Wir müssen alles dafür tun, damit das Unternehmen Hamburg Freezers keinen Schaden erleidet“, sagte Capla.
Das Erreichen der Play-offs war enorm wichtig für die Zukunft des Vereins, der sich mit einem Etat von 7,1 Millionen Euro auch zweieinhalb Jahre nach dem Umzug aus München weiter in der Investitionsphase befindet. Und das, obwohl es auch im dritten Jahr des Bestehens bei allen Turbulenzen eine Konstante gibt: Trotz so mancher enttäuschender Vorstellung der Freezers strömen die Fans weiter in die Color Line Arena. Im Schnitt kamen 11.800 Zuschauer in dieser Saison zu den 29 Spielen der Freezers. Ein Nachlassen des Zuspruchs ist auch in der kommenden Saison nicht zu erwarten. In Hamburg ist es weiterhin cool, zum Eishockey zu gehen. Daran wird auch das vorzeitige Ende der Saison nach der Niederlage gegen Frankfurt in den Play-offs nichts ändern können.