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Archiv-Artikel

SOUNDTRACK

Im Knust trifft man heute Abend auf This will destroy you, vier Texaner, deren EP 2006 für kurzzeitige Aufmerksamkeit in der Post-Rock-Gemeinde sorgte. Vor einem Jahr folgte eine LP, seitdem gilt die Band als ruppige Variante von „Sigur Rós“. In der Tat, hier geht es mehr oder weniger absichtsvoll um den – meist instrumentalen – Abgesang auf die klassische Rockmusik, an deren Stelle das Prinzip der Landschaft tritt, die ja nicht aufhört wie ein Song. Auch bei „This will destroy you“ wird an ausufernden Monumenten operiert, auch hier regiert das Prinzip der Dynamik und des unerwarteten Moments. Im direkten Vergleich sind dann aber doch eher Leisetreter am Werk, deren größte Stärke nicht das Donnergrollen, sondern das feine Motiv und die dezent platzierte Melodie ist. Do, 16. 7., 21 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30 „Ihrer Zeit um Jahre voraus“ ist in der Regel eine subtile Umschreibung für „unhörbar“. Genau so verhält es sich bei Bruno and Michel are smiling with Skiperrr. Der Name klingt überspannt, das Hamburger Duo kann zudem als bestangezogenste, um nicht zu sagen als „most overdressed“ Band des Landes bezeichnet werden. Was äußerlich wie eine Mischung aus Gucci-Katalog und 20-Jahre-Revue daherkommt, entpuppt sich als völlig kompromissloser technoider Lärm mit Schreigesang an Pop-Attitude. Wer von diesem an Kritischer Theorie geschulten Brainwash-Gang noch nicht weichgekocht ist, darf sich auf Death Sentence Panda freuen: eine Gruppe zwischen Asian Folk, Marching Band, Freejazz und Punk, die aus Klarinette, Flöte, Schlagzeug und Xylophon tatsächlich kantige, chaotische und aufregende Popmusik entstehen lässt. So, 19. 7., 21 Uhr, Rote Flora, Schulterblatt 71 Auf irgendeiner Wand irgendeines Backstage-Bereichs hinterließ ein Erboster anlässlich eines No Means No-Konzertes den Kommentar: „How fucken old are Nomeansno? Give it up granddads“. Die Band selbst hat den Aufstand der Jugend zur Kenntnis genommen, den Beitrag fotografiert und für wertvoll genug gehalten, ihn im eigenen Artwork zu verarbeiten. Natürlich, als „No Means No“ hat man sich vor 20 Jahren gegründet, rund 14 Studio-Alben veröffentlicht, mit an Funk orientierter Rhythmik neue Einflüsse in die Hardcore-Szene gebracht und hat sich auch sonst nie gescheut, andere Einflüsse aufzunehmen. Man war irgendwie schon postmoderner Hardcore, als der Rest sich noch am Modernitätsbegriff abplagte. Wenn man dann auch noch live derartig auf den Putz haut und insbesondere Trommler John Wright mit seinem seitlich zur Bühne gestellten Schlagzeug bei seiner filigranen Schwerstarbeit zugeschaut werden kann, dann kann man alt werden, aber cool bleiben. Und die Jugend auf die unbedingte Einhaltung der Etikette verweisen. John Wright jedenfalls ergänzte den Spruch der Jugend im Backstagebereich mit: „That’s ,Great Grand Dad‘ to you, Fucker!“ Mi, 22. 7., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36 NILS SCHUHMACHER