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Archiv-Artikel

Erdarbeiten für den Stellvertreter

Auf dem Marienfeld, einem renaturierten Tagebauareal westlich von Köln, entsteht der „Papsthügel“. Nicht alle blicken mit freudiger Erwartung auf den Weltjugendtag 2005

Von SIM

Köln dpa ■ Wo vor 20 Jahren noch Braunkohlebagger tiefe Löcher gruben, schütten heute Raupen den „Papsthügel“ auf. Im August soll Johannes Paul II. auf einem renaturierten Braunkohletagebau westlich von Köln die Abschlussmesse des Weltjugendtags (WJT) feiern. 230 Hektar ist das Marienfeld groß, mindestens 800.000 junge Pilger aus aller Welt werden erwartet.

Am 20. August wird es ein Abendgebet geben, am Tag darauf die Schlussmesse. Zu beiden Ereignissen wird der Papst erwartet, und damit alle ihn sehen, haben Architekten einen Hügel mit Altar entworfen. „Der Hügel soll etwa zehn Meter hoch werden mit einer Bühnenfläche, die Platz für mehrere hundert Leute bietet“, sagt Matthias Kopp, Sprecher des Weltjugendtagsbüros. Damit das befürchtete Chaos so gering wie möglich gehalten wird, soll das Marienfeld weiträumig für den Verkehr gesperrt werden. Auch wird Parkraum für bis zu 8.000 Reisebusse geschaffen. Das heißt aber auch, dass die Pilger pilgern müssen. Fußmärsche von mehreren Kilometern werden nicht außergewöhnlich sein. „Wir werden die Fußgängerwege vorbereiten, so dass keine Gewaltmärsche durch die Wälder stattfinden werden“, verspricht Kopp. Es soll aber auch einen Pendelbusverkehr geben, der unter anderem Behinderte zum Gelände bringen wird.

Auch der Ablauf der Abschlussmesse stellt die Organisatoren vor eine große Herausforderung. Es wird erwartet, dass eine halbe Million Teilnehmer auf dem Veranstaltungsgelände übernachten. Um die Gläubigen zu versorgen, werden bis zu 20.000 Freiwillige als Ordner und Helfer im Einsatz sein. Auch Zentren für die medizinische Versorgung sind geplant.

Nicht alle blicken mit freudiger Erwartung auf das Großereignis. Für die Landwirte bedeutet die Veranstaltung ein weiteres Jahr Leerlauf. Das Marienfeld wurde in den 50er Jahren als Tagebau erschlossen. Bis 1987 wurde Kohle gefördert, danach begann die Rekultivierung. „Theoretisch wäre die Fläche, die überwiegend aus Ackerland besteht, jetzt bewirtschaftbar“, sagt Manfred Lang von RWE Power. Stattdessen bekommen die Bauern Pacht von den WJT-Veranstaltern. Nach dem Weltjugendtag sollen Papsthügel und asphaltierte Wege verschwinden. SIM