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Archiv-Artikel

Sechs Frauen machen im Kino Theater

Sie kratzen an ihren Grenzen. Schreien es hinaus, ihr Scheitern an den Ansprüchen, an sich, der Gesellschaft, dem Einen, der nie anruft. Sechs Frauen lässt die Dramatikerin Gesine Danckwart in „Umdeinleben“, ihrem Spielfilmdebüt, ihr Leben betrachten, in zersplitterten Monologen. Es ist ein Film von Frauen über Frauen, die Männer stehen im Weg, wenn nicht gerade mit ihnen und um sie gerungen wird.

Krampfhaft versuchen die Frauen dem Diktat der Arbeits-, Liebes- und Körperwelt zu entsprechen, ständig verfügbar zu sein, kreativ, innovativ, flexibel, schön und immer schön weiter und funktionieren. Sie sind um die 30, um die 40, klug, attraktiv, in, selbst ihr Hang zur Hysterie ist modern. Sie sind Geschäftsfrau, Politikerin, Freiberuflerin, Kneipenkraft. Sie sind Klischees.

Die Räume, in denen sie allein agieren und reden, reden, reden, erlauben nur mittelbares Erleben, überall sind Barrieren, Gitter, Fenster, Telefone, mit denen sie immer erreichbar sind und doch nie jemanden wirklich erreichen. Immer wieder schickt Danckwart sie in einen weißen Raum, wie zur Ausnüchterung, in dem sie noch mehr sich in Hysterie reden, in dem alles hallt, aber nie einer zurückruft.

Großartig sind die Schauspielerinnen. Caroline Peters als dauermobile Businessfrau HB etwa, die mit zig Handys Kontakt zur Außenwelt hält, sich selbst dabei aber längst verloren hat. Wie Peters das Umherirren allein durch ihre Mimik deutlich macht, ist beklemmend gut. Maren Kroymann kramt als obdachlose Grande Dame Faria Kühne sich ihre Würde auf fast bizarr-künstliche Weise zusammen, und Esther Röhrborn trifft sich als Ringerin Sonntag mit Männern im Hotel zum Ringkampf und macht dabei in jeder Bewegung, in jedem Blick deutlich: „Ich bin trainiert, von außen und innen.“

Viele solcher schönen Sätze gibt es. Doch so schön das Reden ist, so sperrig ist es auch. Das Theaterhafte des Films macht den Zuschauer zum Dauergegenüber, bis auch er überfordert, genervt, an seinen Grenzen ist. Wer das durchsteht, hat einiges verstanden und den Film konsequent miterlebt – was in der Form sonst nur Theater kann. Am Ende bleibt für alle nur eines: Weitermachen. Die Grenzen wachsen mit. DANIELA ZINSER

■ „Umdeinleben“. Buch & Regie: Gesine Danckwart. Mit Caroline Peters, Maren Kroymann, Kathrin Angerer. Deutschland 2008, 87 Min.