: 13,90 Euro netto/kaltlächelnd
Neuer Hamburger Mietenspiegel wird jetzt erstellt. Die Mietervereine befürchten weitere erhebliche Preissteigerungen und harte Zeiten vor allem für Familien mit Kindern. Massive Kritik an der rigiden Wohnungsbaupolitik des CDU-Senats
Von Sven-Michael Veit
Es werde „keine Entspannung bei bezahlbarem Wohnraum geben“, prophezeit Christiane Hollander von Mieter helfen Mietern. „Der Markt bleibt eng, die Warteschlangen in den Treppenhäusern werden wieder länger“, diagnostiziert Siegmund Chychla vom Mieterverein zu Hamburg. Mit düsteren Prognosen begleiten die beiden Mietervereine die Neuerstellung des amtlichen Hamburger Mietenspiegels.
Die dafür notwendige Markterhebung hat die Stadtentwicklungsbehörde gestern beim Institut Analyse und Konzepte in Auftrag gegeben. Dieses befragt alle zwei Jahre etwa 7.000 bis 9.000 Mieter und Vermieter der Hansestadt, um bis zum Herbst eine repräsentative Übersicht über die Entwicklung der Wohnungsmieten zu erstellen. Der Mietenspiegel (siehe Kasten) gilt auch vor Gerichten als „rechtssichere Grundlage“ in Streitfällen.
Die Behörde hält nichts von „Kaffeesatzleserei“, versichert Sprecherin Helma Krstanoski: „Wenn der Mietenspiegel im Herbst vorliegt, kennen wir die Ergebnisse“, an Spekulationen wolle sie sich nicht beteiligen. Von einem „insgesamt leichten Anstieg“ geht hingegen schon jetzt Michael Pistorius vom Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen aus, der Dachorganisation aller großen Hamburger Vermieter und Wohnungsunternehmen. Bei Neuvermietungen befürchtet er zwar eine „Stagnation“; höher aber, räumt Pistorius ein, könnte die Steigerung bei Wohnungen mit mehr als 80 Quadratmetern ausfallen: „Denn die sind weiterhin knapp.“
Einer der Gründe, die Hollander an der Politik des CDU-Senats zweifeln lassen: „Vor allem in der Innenstadt wird es für Familien mit Kindern richtig hart.“ In den „bevorzugten Quartieren“ rund um die City gebe es immer noch „viel zu wenig günstige Wohnungen und enorm hohe Mieten“, stellt sie fest. „Und 13,90 Euro netto/kalt in der Hafencity“, so die Mietrechtsexpertin von Mieter helfen Mietern, „helfen niemandem weiter.“
Aus den rund 24.000 Beratungen jährlich im Mieterverein weiß Chychla zu berichten, „dass die Preise bei Neuvermietungen angezogen haben“. Wie beim Mietenspiegel 2003 werde auch dieses Mal die Steigerung „erheblich über der allgemeinen Inflation liegen“, befürchtet er. Vor zwei Jahren wies die Übersicht einen etwa doppelt so hohen Anstieg wie bei der allgemeinen Teuerung aus: Um durchschnittlich 5,1 Prozent gegenüber 2001 waren die Preise gestiegen, die Spitzenwerte erreichten modernisierte Altbauwohnungen mit bis zu 15 Prozent. „Jetzt“, glaubt Chychla, „wird es keine Entwarnung geben.“
Den Hauptgrund sehen beide Mietervereine in der rigiden Senatspolitik. Nur noch etwa 4.000 Wohnungen würden jährlich in Hamburg neu gebaut, seit die öffentliche Förderung zurückgeschraubt wurde. Unter SPD-Senaten lag diese Zahl in den 90er Jahren noch bei 6.000 bis im Spitzenwert 10.000. „Die propagieren die Wachsende Stadt“, seufzt Chychla, „aber die Schere zwischen Angebot und Nachfrage klafft immer weiter auf“. Etwa 60.000 bezahlbare Wohnungen fehlten in Hamburg, schätzt er. Senat und Wohnungswirtschaft „versuchen zwar, gegenzusteuern“, lautet die mildere Einschätzung von Pistorius. „Die Wohnungskaufkraft allerdings“, wie er es marktgängig ausdrückt, „ist nicht steigend.“
„Die Politik läuft sehenden Auges in die Wohnungsnot“, formuliert da Chychla ungleich blumiger: „Da tickt eine Bombe.“