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Archiv-Artikel

Endrunde Monopoly

betr.: „Löhne runter, Gewinne rauf“, taz vom 21. 3. 05

Wozu das Ganze, müsste man fragen, wenn Herr von Scherpenberg Recht hätte. Wozu Arbeitsplätze schaffen, die keine Familie ernähren, keine Muße erlauben, keine Lebensfreude ermöglichen? Warum durch eigene Leistung Werte schaffen, die umgehend zu Gewinn gerinnen. Gewinn, der für weitere Gewinnmaximierung verwendet wird, ohne Wohlstand zu mehren, ohne Teilhabe zu verbreitern, ohne unsere Zukunft besser, klüger und schöner zu machen. Für die Mehrzahl der Menschen – Arbeitnehmer ebenso wie Selbstständige – gibt es keinen vernünftigen Grund, an dieser Endrunde von Monopoly teilzunehmen. Bezeichnenderweise erläutert Herr von Scherpenberg nicht, wie der durch Lohnkürzung maximierte Gewinn Arbeitsplätze schafft. In seiner Logik ist es unsinnig, Kapital über den aufwändigen und riskanten Weg der Arbeitsplatzschaffung zu vermehren, solange man es noch irgendwo in kapitalintensive Rationalisierung investieren kann.

Wir brauchen jetzt weniger Gewinndruck. Das schafft Spielraum für Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Ein Unternehmen ist gesund und lebendig, wenn es eine „schwarze Null“ schreibt. Jeder Gewinn darüber hinaus ist unternehmerisches Ziel und verständlicher Wunsch, aber weder betriebliche Notwendigkeit noch „soziale Leistung“. So wenig, wie eine Lehrerin, ein Unternehmensberater oder ein Sozialhilfeempfänger jährlich 10 % mehr fordert – sowenig sind Kapitalrenditen von 10 % zeitgemäß. INGO KLAMANN, Düsseldorf