: Ehrenretter deutscher Ingenieurskunst
Hermann J. Schulte ist Krisengewinnler: Er stellt Rußpartikelfilter her. 2003 gab’s dafür einen Preis. Jetzt kommt Geld
Der neue Held der Sicherheit vor Siechtum und späterem Krebstod heißt Hermann J. Schulte. Der 1947 geborene graduierte Ingenieur ist Geschäftsführer der Firma HJS Fahrzeugtechnik GmbH & Co. KG Abgassysteme und Katalysatoren mit Sitz in Menden. Das 1976 von Schulte gegründete Unternehmen hat den „revolutionären Sintermetallfilter“ zur vollständigen Absorbierung von Dieselruß erfunden und bis zur Produktionsreife entwickelt. Schulte bekam dafür 2003 den Umweltpreis der Bundesstiftung Umwelt. Die breitere Öffentlichkeit ist aber erst jetzt auf ihn aufmerksam geworden: Die Aufregung um die Überschreitung der Feinstaubgrenzwerte in diversen Großstädten hat ihn und seine Firma in den Mittelpunkt des Interesses gerückt.
Der Sintermetallfilter ist geeignet für den Einsatz in allen Dieseltriebwerken und filtert noch effizienter als der schon am Markt etablierte keramische Partikelfilter CRT die bei der Verbrennung in Dieselmotoren entstehenden Schadstoffe. Hinzu kommt eine hohe Aschespeicherfähigkeit, die für lange Wartungsintervalle sorgt und damit im Vergleich mit dem CRT-Filtersystem auch die Betriebskosten reduziert.
Experten jedenfalls waren schon nach der Präsentation der Prototypen Ende 2003 begeistert: „Das System filtert fast 100 Prozent aller Partikel durch seine feine Siebstruktur aus Metall aus“ (Autozeitung). Die kalkulierten Kosten variieren zwischen 800 und 1.000 Euro pro Filtersystem.
Der neue Sintermetall- oder auch „Cityfilter“ entspricht ganz der Firmenphilosophie von HJS respektive der von Boss Schulte: „Unternehmerisches Ziel ist es, basierend auf ökologischen und ökonomischen Grundsätzen mit innovativen Abgasreinigungssystemen für Dieselmotoren einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Menschen und Umwelt zu leisten.“
Zu den Kunden gehört beispielsweise DaimlerChrysler, das die CRT-Filter in seine Busse einbaut – allerdings nur auf Kundenwunsch. In Deutschland waren das bislang mehr als 10.000 Fahrzeuge, hinzu kommen ebenso viele aus dem Ausland. Auch die Stadtwerke von Berlin, Wiesbaden, Hagen, Paderborn und auch München haben ihre Busflotten mit Filtern von HJS bestückt. Jetzt geht es HJS vor allem darum, das preisgekrönte neue – „bahnbrechende“ – System mit dem Sintermetallfilter den Herstellern von Pkws mit Dieselmotoren schmackhaft zu machen. Schließlich werden Dieselautos ohne Filtersystem wohl bald nicht mehr verkauft werden können. Rover soll bereits angebissen haben.
Nebenbei hat sich das Unternehmen auch dem Lärmschutz verschrieben: Industrieschalldämpfer gehören zum Portfolio. Und HJS produziert Hochleistungskatalysatoren für Boliden der Formel 1 und für Tourenrennwagen im In- und Ausland. Auch das scheint mit der Philosophie von Schulte vereinbar: Schadstofffrei rasen – immer und überall.
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT