: Ein Tag gegen Verdens Rechte
NPD und Kameradschaften wollen im niedersächsischen Verden marschieren. Ein Bündnis von 100 Gruppen hält dagegen. In der Gegend um Verden häufen sich die rechtsextremen Aktivitäten
AUS HAMBURG ANDREAS SPEIT
Über 100 Gruppen wollen sich heute in der niedersächsischen Stadt Verden an dem „Aktionstag gegen Rechtsextremismus“ beteiligen. „Wir erwarten über tausend Menschen“, sagt Werner Meincke vom Bündnis gegen Rechtsextremismus. Eigentlich wollten die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) und die „Freien Kameradschaften“ aufmarschieren. Allerdings dürfen die Neonazis unter ihrem Motto „Sozialabbau, Rentenklau, Korruption – Nicht mit uns“ bloß östlich des Bahnhofs protestieren. Die Polizei rechnet laut einem Sprecher „mit höchstens 500 Rechtsradikalen“.
Die NPD ist über die Gegenaktionen in Verden verärgert. Vor dem Verwaltungsgericht Stade verklagte sie die Stadt und Stades Bürgermeister Lutz Brockmann, der gefordert hatte, „ein deutliches Zeichen zu setzen“. Am Mittwoch scheiterte die NPD allerdings vor Gericht. Brockmann freut sich darüber. Er sagt: „Die zunehmende rechtsextreme Gewalt in unserer Region und die Propaganda vor unseren Schulen bedroht unsere Demokratie.“ Seit Monaten setzen sich in der Region Bremen-Verden-Hannover verschiedene Initiativen und Organisationen gegen die gestiegenen rechten Aktivitäten ein.
„Niedersachsen ist kein Schwerpunkt des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik“, betont der Präsident des Landesamts für Verfassungsschutz (VS) Volker Homuth. Der VS-Chef räumt aber ein, das im „Raum Verden“ verstärkte Aktionen der rechtsextremen Szene zu beobachteten seien.
In den letzten Jahren verstecken sich die lokalen Neonazis nicht mehr. Selbsbewusster treten die Mitläufer auf, die sich um den stellvertretenden Bundesvorsitzenden der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) Florian Cordes aus Achim und die Neonazis Jörg Sascha Schüler und Matthias Schulz vom Neonazizentrum „Heisenhof“ in Dörverden scharen. Anfang 2004 störten sie in Buxtehude eine von einer Schülerinitiative veranstaltete Diskussionsrunde zu Neonazismus und griffen, bewaffnet mit diversen Schlaggegenständen, eine GEW-Veranstaltung über „Neofaschismus“ an.
Im Laufe des Jahres folgten interne Schulungen, Aufmärsche und Infostände. Regelmäßig verteilten die Neonazis vor Schulen ihre Schülerzeitung Der Rebell. In den letzten Monaten unterstützten sie den NPD-Wahlkampf in Schleswig-Holstein. Der „Heisenhof“, den der Hamburger Neonazianwalt Jürgen Rieger verwaltet, dient immer wieder als Anlaufpunkt. Neben der „Kameradschaft Elbe-Weser“ sind neue Kameradschaften entstanden.
In der Dörverden lädt ein breites Bündnis regelmäßig zu „Sonntagsspaziergängen“ gegen das Zentrum ein. Mit dem NPD-Marsch wollen die Rechten deshalb auch gleich ihre „Solidarität mit den Bewohnern des Heisenhofs“ kundtun. Nach dem Marsch planen Schüler ein Kehraus. Sie wollen den „brauen Dreck wegfegen“. Eine von vielen Aktionen. Ab 11.30 Uhr beginnt auch eine Gegendemonstration vor dem Gymnasium am Wall.