: Öfter mal zur Bremer Tafel
betr.: „Wohnen mit ALG II“, taz Bremen vom 31.03.05 Ich bin alleinerziehende Mutter mit zurzeit noch sechs Kindern im Alter von 3 bis 21 Jahren zu Hause. Im September wurde ich durch das Amt für soziale Dienste aufgefordert, mir eine kostengünstigere Wohnung zu suchen. Die habe ich nun zum 1. April gefunden. Meine bisherige Wohnung kostete 1.013 Euro warm bei 155 Quadratmetern. Die neue Bleibe liegt mit 96 Quadratmeter bei 765 Euro warm. Ich habe zweimal bei der jetzigen Bagis nachgefragt, ob ich eine Umzugskostenbeihilfe beantragen kann. Das wurde jedes Mal mit der Begründung verneint, dass jetzt alles aus dem Arbeitslosengeld II bestritten werden muss.
Mittlerweile habe ich aber erfahren, das sehr wohl Umzugskosten übernommen werden können. Daraufhin war ich nochmal bei der Bagis,um dieses abzuklären.Die Belehrung war folgende: Da ich mit der neuen Miete über dem Mietspiegel liege, werden die Umzugskosten nicht übernommen. Ist das logisch? (…)
Ich frage mich mittlerweile, ob ich bestraft werden soll, weil ich der Aufforderung zum Umzug Folge geleistet habe. Ich werde also die Kosten selber tragen müssen und dann nächsten Monat öfters mal zur Bremer Tafel gehen müssen, um für mich und meine Kinder etwas zu Essen zu holen.
Durch den Umzug bedingt kommen ja auch, anstatt zwei, vier Schülertickets auf mich zu, also 112 Euro. Wenn eines meiner Kinder dann auch noch irgendetwas für die Schule braucht, wie zum Beispiel Klassenkasse oder für den Fußball oder neue Schuhe, dann kann ich nur sagen: „Gute Nacht, das war’s.“
Wir haben ja auch kaum noch Schränke,weil die großen Schränke nicht in die Zimmer unserer neuen Wohnung passen. Leben wir also die nächsten Monate aus Bananenkartons und blauen Säcken. Essen werden wir abwechselnd Pfannkuchen, Milchreis und Spaghetti. Das ist billig und macht alle satt, ob es allerdings auch gesund ist, das sei dahingestellt. Früher kriegten die Seefahrer Skorbut, mal sehen was wir dann kriegen. (…) KATRIN SECKA, Bremen