Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute Abend demonstriert man auf dem Potsdamer Platz gegen das Bundeswehr-Gelöbnis, das eben heute vor dem Reichstagsgebäude stattfinden und mithilfe dessen der Militarismus tief in der deutschen Bevölkerung verankert werden soll (wo er ja eigentlich eh schon verankert ist). Das veranstaltende „GelöbNIX“-Bündnis wäre nicht es selbst, hätte es nicht auch noch ein paar spektakuläre Aktionen in petto, mit denen die weihevolle Stimmung während der Vereidigung aufs Empfindlichste gestört werden könnte. Am Mittwoch wird auch im Tristeza über den Iran gesprochen, doch immerhin ist es nicht der klassische deutsche Weltrevolutionär, der hinterm Ofen hervor Erkenntnis verkündet, sondern der Exilant Kia Kiarostami von der Gruppe „Säkulare IranerInnen für Freiheit und Demokratie“, der über die Situation im Lande berichten wird, die Akteure der Revolte vorstellt und vor allem ihre Positionen und Forderungen. Die Gefahr, dass man hier einem Ideologen aufsitzt, der nur seine Haltung zu den USA und zu Israel vorführen möchte und dem der Golfstaat eigentlich völlig egal ist, ist hier gering. Diskussionen sind dagegen ausdrücklich erwünscht. Am Donnerstag wird in der Bunten Kuh über die Situation der Antifas in Russland geredet, die im Gegensatz zu den dortigen Faschisten kaum einen Schutz von staatlicher Seite erfahren. Russische Antifas berichten aus ihrer täglichen Arbeit, die härter ist, als wir hier uns das vorstellen können. Am selben Tag wird im Centrum e. V. im hippen Kreuzberger Oberbaumkiez über die sogenannte elektronische Fußfessel gesprochen und über ihre Bedeutung. Nicht nur dass diese Überwachungstechnik den Delinquenten „erziehen“ soll zu pünktlichem Daheimsein und einem geregelten Tagesverlauf, sie hilft zugleich probieren, wie die Kontrollgesellschaft ausgebaut werden kann.

■ Gelöbnix-Demo: Potsdamer Platz, Mo., 17 Uhr

■ Iran: Tristeza, Pannierstr. 5, Mi., 20 Uhr

■ Russische Antifa: Bunte Kuh, Bernkasteler Str. 78, Do., 19 Uhr

■ Fußfessel: Centrum, Cuvrystr. 13–14, Do., 20 Uhr