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Erwins dicke TascheSchnittchen für Stadtfürsten

Der kleine Scheidungsanwalt hat sich gemausert. Joachim Erwin, seit mehr als einem halben Jahrzehnt CDU-Oberbürgermeister der Landeshauptstadt, tanzt nun auf vielen Hochzeiten. Qua Amt hat er sich einen satten Pool an Nebeneinkünften zugelegt. Sein erzwungenes Geständnis weist ihn als Mitglied in Aufsichts- und Beiräten von neun Global-Playern aus. Und jeder dieser Konzerne hat schon mit der Stadt gedealt, hinter jedem Posten versteckt sich eine Geschichte.

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Welchem Herren Erwin dient ist gar keine Frage: Sich selbst. Wenn es sich auszahlt, stielt er Geschäfte mit Konzernen ein und propagiert die Privatisierung von Stadteigentum. So wollte er die Stadtwerke am liebsten ganz an die EnBW verhökern. Auch die Konzerne streichen ein: Ein paar tausend Euro aufs Konto des Stadtchefs hier, Millionengeschäfte dort. Leider sind Erwins Doppeleinkünfte legal, so durchsichtig sie auch sein mögen. Leider sind sie auch kein Einzelfall, jeder Oberbürgermeister sitzt qua Amt bei diesen Schnittchentreffen, wird umgarnt, umsorgt und umgepolt. Das Land sollte Geständnisse nicht nur erzwingen, sondern auch bestrafen. Auch wenn neureiche Stadtfürsten tief fallen.

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