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Archiv-Artikel

RUBIKON: QUO VADIS, CHRISTIAN WULFF

Das Problem mit Drohungen ist, dass der Bedrohte sie auch begreifen muss. Einen in Zeitungspapier eingewickelten toten Fisch versteht auch außerhalb der Mafia jeder, der halbwegs bei capé ist. Was man von Bild-Chefredakteur Kai Diekmann nicht unbedingt behaupten kann. Kurz vor Weihnachten erhielt Diekmann einen Anruf des Bundespräsidenten. Bevor Bild Christian Wulffs Kreditaffäre öffentlich machen wollte, versuchte der erste Mann im Staat Deutschlands obersten Gossenjournalisten von der Veröffentlichung abzuhalten, erreichte aber nur dessen Anrufbeantworter. Wulff drohte Diekmann, dass „der Rubikon überschritten“ sei, und verwendete damit eine der erstarrtesten bildungsbürgerlichen Redewendungen, die der Gossencäsar Diekmann ganz sicher nicht kennt, weshalb die Drohung auch ins Leere ging. Prompt wurde die Affäre Wulff öffentlich. Deshalb sollte der Bundespräsident beim nächsten Mal besser gewappnet sein und Diekmann eine deutlichere Drohung aufs Band sprechen – gern auch wieder mit Fluss: „Wenn du diese Story bringst, gehst du über die Wupper, Diekmann!“