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Archiv-Artikel

Die Arabische Liga will eine Bilanz ihres Einsatzes ziehen

SYRIEN Der Chef der Beobachtertruppe soll an den Gesprächen teilnehmen. Vermehrte Kritik vor Ort

Die Freie Syrische Armee droht mit verstärkten Angriffen

DAMASKUS/KAIRO/BEIRUT dpa/rtr | Nach der heftigen Kritik der syrischen Opposition an ihrer Arbeit nimmt die Arabische Liga ihren Beobachtereinsatz in Syrien unter die Lupe. Am Samstag soll ein Ausschuss der Liga in Kairo eine Zwischenbilanz ziehen. In Organisationskreisen hieß es, dazu sei auch der umstrittene Leiter der Mission, der sudanesische General Mustafa al-Dabi, geladen. Der Liga-Ausschuss soll am Samstag unter dem Vorsitz Katars über die Ergebnisse der Inspektionen in Damaskus sowie in den Protesthochburgen Homs, Daraa, Hama und Idlib beraten. Wegen der andauernden Gewalt in Syrien mehren sich die Stimmen, die den Abzug der Beobachter fordern.

Gegner des Regimes von Syriens Präsident Baschar al-Assad widersprachen Berichten der Arabischen Liga, wonach dieser die Streitkräfte aus den syrischen Städten abgezogen habe. Aktivisten veröffentlichten im Internet Videos, die ihren Angaben zufolge Milizionäre und Militärfahrzeuge am Dienstag in der Stadt Homs zeigen. In einem Video sagt ein Sprecher: „Dies ist die Antwort auf Nabil al-Arabi. […] Heute Morgen wurde hier noch auf die Wohnbevölkerung und auf Passanten geschossen.“ Oppositionelle meldeten bis zum frühen Nachmittag zudem vier Tote in Homs und zwei weitere in Hama und am Stadtrand von Damaskus.

Auch der Anführer der Freien Syrischen Armee (FSA) zeigte sich mit dem Einsatz der Arabischen Liga unzufrieden und drohte mit verstärkten Angriffen. Sollten die Beobachter nicht innerhalb einer Woche ernsthaft arbeiten, werde man eine Entscheidung fällen, die die syrische Führung und die ganze Welt überraschen werde, sagte Riad al-Asaad am Dienstag. Unter dem Dach der FSA sind Deserteure und bewaffnete Rebellen lose zusammengeschlossen.

Rebellenchef al-Asaad sagte in dem Telefoninterview, das er von der Türkei aus führte, die Beobachter hätten die Gewalt in der vergangenen Woche nicht verhindern können. „Eine große Ausweitung unserer Tätigkeiten ist jetzt sehr wahrscheinlich.“ Es handele sich aber nicht um eine uneingeschränkte Kriegserklärung, sondern um eine Änderung der Strategie. Er hoffe, dass die syrische Bevölkerung dahinterstehe, sagte al-Asaad.

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