Kampf mit Grundsatz

Der niedersächsische Automobilzulieferer Dräxlmaier geht aufgrund eines Mitarbeiter-Warnstreiks in die Luft

300 Euro pro Minute soll es kosten, einen Helikopter vom niedersächsischen Achim nach Bremen fliegen zu lassen; 1.500 Euro pro Stunde kostet es, die Feuerwehr zur Absicherung des Flugs zu engagieren.

Kosten und Mühen? Kein Thema für den Automobil-Zulieferer Dräxlmaier, wenn es darum geht, einen bestreikten Betrieb am Laufen zu halten: Das bayerische Unternehmen beliefert von seiner norddeutschen Niederlassung aus das Bremer DaimlerChrysler-Werk mit der Innenraumverkleidung für den Sportwagen SL. Mit dem Helikopter-Einsatz reagierte Dräxlmaier auf einen Warnstreik mit Blockade des Werktores, an dem sich von Montag bis Mittwoch nach IG-Metall-Angaben pro Schicht 50 von insgesamt 90 Mitarbeitern beteiligt hatten. Ferner ließ man per einstweiliger Verfügung und einer Strafandrohung von 250.000 Euro das Werktor räumen und holte zur Produktionssicherung 45 Dräxlmaier-Mitarbeiter aus Süddeutschland – ebenfalls per Helikopter.

Belegschaft und IG Metall wollen mit dem Warnstreik die Einführung eines Haustarifvertrages erzwingen. Den gibt es bei der Dräxlmaier-Group nicht, da das Unternehmen keinem Arbeitgeberverband angehört. „Die machen in ganz Deutschland keine Tarifverträge“, so der Bremer IG-Metall-Bevollmächtigte Dieter Reinken. „Das ist deren Grundsatzposition.“

Gestern Abend nun wollten sich Geschäftsleitung und Tarifkommission zu Verhandlungen treffen, wobei die IG Metall ankündigte, sie werde eine Urabstimmung über einen unbefristeten Streik einleiten, falls es bis 22.30 Uhr kein Ergebnis im Sinne der IG-Metall geben würde. Vor Beginn der Verhandlungen hatte die Geschäftsleitung die Mitarbeiter der Spätschicht bis auf weiteres mit Bezahlung freigestellt, so Gewerkschaftssprecherin Antje Edel. „Das ist ein sehr ungewöhnlicher Schritt, der nichts gutes ahnen lässt.“ Die Mitarbeiter seien nach Hause geschickt worden mit Verweis auf einen Brief, der ihnen vom Unternehmensanwalt zugestellt werden wird. Edel: „Es bleibt abzuwarten, was in dem Brief steht“ – Kündigungen nicht ausgeschlossen.

Zu den Gesprächen mit der IG Metall sei das Unternehmen ohne Vorbedingungen bereit, so ein Dräxlmaier-Sprecher. Allerdings werde man sich „nicht durch rechtswidriges Handeln erpressen lassen.“ kli