: Semipromis
Eintrag im Internetforum „promisichtung.de“:„Wer? Adam BousdoukosWarum Promi? Grieche im Film „Kurz und schmerzlos“Wo? Restaurant „Sotiris“, Barnerstr., Hamburg-AltonaWann? 6. Dezember 2002 oder soNein, er saß nicht am Nebentisch. Er brachte meiner Frau und mir unser Bifteki (ungefüllt), ein großes Bier (für meine Frau) und einen Samos (für mich, ich liebe Samos). Warum der Schauspieler, den die meisten quasi nur aus einem Film kennen und dessen Name so gut wie nie jemand parat hat, an diesem Abend in der gemütlichen sozialistischen Taverna den Kellner gab – ich weiß es nicht. Was meint Ihr?“, schrieb da ein Ralf Poerschke.
Exakt das ist die Definition des Semipromis: Die meisten kennen ihn, nur der Name fällt gerade keinem ein. Die Sprachtheorie nennt das „beschreibende Identifikation“: „Du bist doch der Grieche aus ‚Kurz und schmerzlos‘ / der Barman aus ‚Gegen die Wand‘“ statt: „Du bist doch Adam.“
Gut möglich, dass Adam Bousdoukos so was nicht mehr passiert, zumindest nicht in Hamburg, wo die lokale Presse gerne über ihn berichtet. Exakt das ist das Problem bei den Semipromis: es ist eine Kategorie des Übergangs. Semipromis werden entweder richtige Promis, oder sie sinken in die Vergessenheit. Die Zugehörigkeit zu dieser Klasse ist notwendig transitorisch und darum immer mit einem Zeitindex zu denken. Semipromis im April 2005 sind:– der Typ, der beim Hamburg-Tatort den Sohn von Robert Atzorn spielt– der Drummer von Tocotronic– der Sänger von Fink– die nette ältere Nonne, die manchmal das „Wort zum Sonntag“ spricht.
Für die Menschen, die Semipromis sind, ist dieser Status nicht immer leicht zu ertragen. Weil sie nicht gleich als Prominente erkannt werden, kommt es vor, dass sie in der Bar unentwegt angestarrt werden, weil man in ihnen einen flüchtigen Bekannten vermutet. In diesen Fällen hilft es, ausdruckslos zurückzustarren. Keinesfalls sollte zurückgelächelt werden. Anderseits hat der Semipromi nicht das Problem, dass er ständig um Autogramme angegangen wird. Sollte er in den Promi-Status aufrücken, ist es damit vorbei. taz