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Archiv-Artikel

Steuerzahler bereinigen Plutoniumklau

Der Bürger zahlt dafür, dass ein Mann aus einem Forschungszentrum ungehindert verstrahltes Material entwendet

MAINZ taz ■ Wer zahlt für die Reinigung nach einem Plutoniumdiebstahl? Zwei Jahre lang haben darüber das Land Rheinland- Pfalz auf der einen Seite und das Forschungszentrum (FZK) sowie die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) auf der anderen Seite gestritten. Gestern haben sie sich nun auf einen Vergleich geeinigt.

Vor vier Jahren wurden zwei Wohnungen mit Plutonium und Cäsium verseucht. Ein in Portugal geborener Leiharbeiter hatte kontaminierte Putzlappen und ein „Röhrchen mit einer braunen Masse“ im Kernbereich der WAK entwendet und durch die Kontrollschleusen geschmuggelt. Der Mann, der nach einer Haftstrafe inzwischen wieder auf freiem Fuß ist, deponierte das strahlende Material in seiner Wohnung in Eschbach und in der seiner Freundin in Landau. Der Fall sorgte für Aufsehen, weil es offenbar sehr einfach war, die radioaktiv belasteten Gegenstände aus der „öffentlich-rechtlichen“ WAK zu stehlen.

Die Freundin des Täters und ihre Tochter wurden verstrahlt und kamen in ärztliche Behandlung. Die Wohnungen wurden mit bis zu 100.000 Becquerel verseucht und mussten gereinigt werden. Dadurch entstanden Kosten in Höhe von 2,2 Millionen Euro. Nach dem außergerichtlichen Vergleich übernehmen FZK und WAK davon 1,7 Millionen Euro. Diese werden allerdings zu 91,5 Prozent vom Bund und zu 8,5 Prozent vom Land Baden-Württemberg im Rahmen der „Gewährsträgerschaft“ den Betreibergesellschaften – beide auch in öffentlicher Hand – zurückerstattet werden müssen. Über eine private Haftpflichtversicherung verfügen weder FZK noch WAK; Bund und Land haften mit ihrem Vermögen.

Das Land Rheinland-Pfalz, das involviert ist, weil die Wohnungen in der Pfalz liegen, und die Reinigung nicht den Hausbesitzern überlassen konnte, bleibt auf Kosten in Höhe von 500.000 Euro sitzen. Für Umweltministerin Margit Conrad (SPD) ist es dennoch ein „akzeptabler Vergleich“. Die Alternative wäre ein jahrelanger Rechtsstreit gewesen. Die Wohnungen übrigens wurden wieder bezogen.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT