: Sonnenenergie statt Kohlestaub
Öko-Strom soll Nordrhein-Westfalen wieder zum Energieland Nummer 1 machen. Doch Experten sehen vor allem Wohnungsbaugesellschaften im Ruhrgebiet in der Pflicht. Info-Kampagne gestartet
VON MANFRED WIECZOREK
Unter dem Motto „Deutschland hat unendlich viel Energie“ hat Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) eine Informationskampagne der Branche Erneuerbare Energien gestartet. „Auf der Zeche einer sonnigen Zukunft entgegen“, schlug der Minister den Bogen zur symbolträchtigen Kulisse, der Zeche Zollverein in Essen. Wind, Sonne, Wasser, Bioenergie und Erdwärme – in einer „Essener Deklaration“ vereinbarten VertreterInnen der Branchen zehn Ziele, um zum bedeutendsten Energieträger Deutschlands zu werden.
Schon jetzt bezeichnet sich die Branche selbstbewusst als neue Schlüsselindustrie und lässt Zahlen für sich sprechen: Innerhalb von 15 Jahren verdreifachte sich der Anteil erneuerbarer Energien an der Energieerzeugung. Mehr als 130.000 Arbeitsplätze sind rund um die so genannten „Renewables“ entstanden. NRW, das „Energieland Nr. 1“ hat schon früh auf „Erneuerbare“ gesetzt und 1988 das Landesförderprogramm REN gestartet. 40.000 kleine und große Projekte wurden seitdem unterstützt. Mit der Info-Initiative soll der positive Trend fortgesetzt werden.
Die Betriebe erhoffen sich deshalb viel von der Kampagne, wie Holger Haupt erklärt, der sich mit seinem Betrieb in der Solarstadt Gelsenkirchen auf ökologische Haustechnik spezialisiert hat: „Wir installieren weit mehr Solartechnik im Münsterland als in der Solarstadt“, stellt er fest. Dabei spiele die mangelnde Kaufkraft ebenso eine Rolle wie die Siedlungsstruktur im Ruhrgebiet: „Hier gibt es einfach weniger Einfamilienhäuser als in besser betuchten Gegenden.“ Im Ruhrgebiet seien vor allem die Wohnungsbaugesellschaften gefordert, was zu tun. Eine Informationskampagne könne Rückenwind für die neuen Energien bringen, die Leute seien offener geworden. „Die steigenden Energiepreise bringen manche ins Grübeln und Vorurteile ins Wanken. Holzpellet-Heizungen laufen zurzeit gut“, freut sich Haupt.
Die Informationskampagne soll dabei helfen, neue Absatzmärkte zu erschließen. Das große Ziel der Branche: den Wandel von der Kohle zur Sonne voranzubringen und NRW zum Energieland Nr.1 auch bei den erneuerbaren Energien zu machen.