: Reicher Siedlerfreund
Irving Moskowitz lebt nicht in Israel, aber er besitzt dort viele Häuser. Ihm gehören nicht nur eine Villa in Westjerusalem und ein Mittelmeerdomizil in der Küstenstadt Netanjahu für seine privaten Aufenthalte im jüdischen Staat. Der 81-jährige Millionär aus Miami nennt auch zahlreiche Immobilien im arabischen Ostteil Jerusalems sein Eigen. Darunter ist auch das Shepherd Hotel im Stadtteil Scheich Dscharrah, das derzeit im Zentrum einer neuen diplomatischen Krise der Beziehung zwischen den USA und Israel steht.
Keine neue jüdische Besiedlung mehr auf 1967 besetzen Gebieten, heißt es aus Washington unmissverständlich. Jerusalem ist die „unteilbare und ewige Hauptstadt“ Israels und jeder Einwohner dürfe kaufen und mieten, wo er wolle, heißt die wütende Antwort der israelischen Regierung.
Moskowitz ist kein israelischer Staatsbürger, aber wie schon einmal in den 90er-Jahren hängt die große Politik von seiner Entscheidung ab. Er hat eine Baugenehmigung für 20 Wohnungen auf dem Gelände des Shepherd Hotel erhalten. Können die USA Israel nicht dazu bringen, die Umsetzung zu verhindern und die Genehmigung zu widerrufen, verlieren sie ihre Glaubwürdigkeit. Neue Friedensgespräche würden zudem erschwert. Grämen würde sich Moskowitz darüber nicht. Seit Jahrzehnten gilt er als Mäzen der nationalreligiösen Siedlerbewegung. Er spendet große Summen für jüdische Organisationen und Institutionen aller Art, aber sein besonderes Augenmerk gilt der jüdischen Besiedlung Ostjerusalems. Ohne seine Hilfe hätten jüdische Siedler im arabischen Teil der Jerusalemer Altstadt und im Dorf Silwan unterhalb des Tempelbergs weitaus weniger Häuser erwerben können.
Die Millionen wurden dem schmächtigen, fast schüchtern wirkenden Mann nicht in die Wiege gelegt. Der orthodoxe Jude, der stets eine samtschwarze Kippa trägt, ist das neunte von zwölf Kindern. Sein Geschäftssinn trat bereits in der Schule hervor, wo er mit Comicheften handelte. Er wurde Arzt und wandte sich erst nach dem Studium dem Business zu. Zunächst machte er mit Krankenhäusern und Altenheimen Geschäfte. Reich geworden ist Moskowitz aber mit Bingo-Spielhallen, die er in Florida kaufte und die sich als wahre Goldgruben entpuppten. SILKE MERTINS