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: Albas Atteste

Es hat die Exmeister von Alba Berlin kalt erwischt. Zwei Stunden vor Beginn des Pokalspiels des aktuellen Tabellenführers in der Bundesliga gegen Bonn wurde einer ihrer wichtigsten Spieler, Michael Wright, suspendiert – wegen Dopingverdachts. Am nächsten Tag waren die Berliner immer noch schockiert. Und sie erzählten die Geschichte ihres Spielers. Wright werde seit seiner Jugend mit einem Medikament behandelt, das ihm helfe, im Alltag mit seinem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom umzugehen. Das Medikament enthält Amphetamine. Spuren davon wurden in der Dopingprobe gefunden, die zu Wrights Suspendierung geführt hat.

So weit, so gut. Aber unschuldig im Sinne der Dopingregularien ist Wright demnach noch lange nicht. Albas Mannschaftsarzt beteuert, immer Atteste bei sich zu führen, mit denen er belegen könne, dass Wright sein Mittel brauche. Auch an die Urinprobe, die Wright Mitte März nach der Partie gegen Ludwigsburg genommen wurde, habe er ein solches Attest geheftet. Auch das mag stimmen. Üblicherweise aber müssen die auf der Dopingliste stehenden Medikamente, die ein Athlet regelmäßig einnehmen muss, genannt werden, bevor ein Wettbewerb beginnt. Dann kann eine Genehmigung erteilt werden. So sehen es die Regularien der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) vor. Einfach ein Attest an das Röhrchen mit dem Urin zu heften reicht demnach nicht aus. Vielleicht waren die Verantwortlichen von Alba da einfach nicht sorgfältig genug. Dass Wright seine Leistung durch die Einnahme von Amphetaminen nicht manipuliert hat, scheint festzustehen. Dennoch kann es sein, dass ein Dopingvergehen vorliegt.

Ein ähnliches übrigens, wie es vor einem knappen Jahr schon einmal im Berliner Profisport vorgekommen ist. Protagonist damals: Marko Rehmer, Fußballprofi bei Hertha BSC. Er hat nach einer Kieferverletzung ein verbotenes Medikament eingenommen und es versäumt, seinen Vereinsarzt zu informieren. Auch er hat nicht an seiner Leistung herummanipuliert. Dennoch wurde er für neun Meisterschaftsspiele gesperrt. Er hat die Sperre akzeptiert. Alba protestiert gegen die Suspendierung seines Spielers – noch.

ANDREAS RÜTTENAUER