Export kleiner Motor

Frühjahrsgutachten des Instituts der deutschen Wirtschaft: Ein Drittel aller Unternehmen plant Stellenstreichungen

BERLIN taz ■ Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) schätzt die Konjunkturaussichten gedämpft positiv ein. „Der Optimismus in den Unternehmen ist gegenüber dem Herbst zurückgegangen, aber die Stimmung ist besser als im Frühjahr 2004“, so die Kernaussage der gestern in Berlin vorgestellten Konjunkturumfrage unter knapp 1.500 Unternehmen.

Danach vermelden inzwischen weniger als ein Drittel der ostdeutschen Betriebe eine lebhaftere Produktion als vor einem Jahr. Im Herbst 2004 hatte noch deutlich mehr als jeder Dritte von einem steigenden Wachstum der Warenproduktion berichtet. Im Westen beobachten derzeit 33 Prozent der Firmen eine Produktionszunahme – das sind acht Prozentpunkte weniger als zuvor. Dagegen geben 30 statt zuvor 22 Prozent der Betriebe einen Abwärtstrend zu Protokoll. „Einen Rückfall in die Stagnation schließen wir aus“, sagte IW-Direktor Michael Hüther. Aber: „Eine Entspannung am Arbeitsmarkt ist nicht zu erwarten.“

Knapp ein Drittel aller Betriebe plant der Umfrage zufolge Stellenstreichungen. In Ostdeutschland sind es 37 Prozent, in Westdeutschland 32 Prozent. Am besten stehen die Chancen auf Neueinstellungen bei den Firmen, die langlebige Investitionsgüter wie Industrieanlagen und Maschinen herstellen, und bei den Dienstleistern.

Das Kölner Institut korrigierte seine Wachstumsprognose für 2005. Statt von 1,5 Prozent gehen die Experten inzwischen nur noch von 1 bis 1,5 Prozent aus. Vor allem die Baubranche ist weiterhin Sorgenkind. „41 Prozent der Baufirmen beurteilen ihre Produktionslage schlechter als vor einem Jahr, lediglich 17 Prozent besser“, heißt es in dem Bericht. Moderate Lohnabschlüsse und die auf dem Jobgipfel vereinbarten Steuersenkungen für Unternehmen könnten jedoch höheres Wachstum ermöglichen, glaubt das arbeitgebernahe IW.

Der leichte Optimismus des Instituts ist vor allem in der Entwicklung von Export und Investitionsentscheidungen begründet. 38 Prozent der Firmen bewerten ihre Exportaussichten positiv, nur 13 Prozent sehen sie skeptisch. Der starke Euro und der nachlassende Aufschwung der Weltwirtschaft behinderten die Exportwirtschaft bisher weniger als befürchtet.

Auch eine langsame Auflösung des Investitionsstaus sieht das Kölner Institut: Vor allem im Industrie- und Dienstleistungssektor wird insgesamt mehr investiert als im Vorjahr. RENÉ STEENBOCK