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Archiv-Artikel

Hobbytronic muss kuscheln

Die Dortmunder Computer-Messe Hobbytronic schrumpft und muss sich anlehnen: Wer zur gleichzeitig stattfindenden InterModellbau kommt, hat zur Computerschau freien Eintritt

AUS DORTMUNDELMAR KOK

Der Veranstalter der Computermesse Hobbytronic hat sich etwas einfallen lassen, um Besucher zu ködern. Die Dortmunder Messe, die bis Sonntag geöffnet hat, findet erstmalig nach der weltgrößten Messe für Computertechnik, der Cebit, statt. Damit die Besucher „die Neuheiten aus Hannover direkt bei uns einkaufen“, wirbt der Veranstalter. Der neue Termin ist wahrscheinlich eher dem Abwärtstrend der Hobbytronic geschuldet.

Die ehemals sehr erfolgreiche Verkaufsmesse für Computer und Zubehör in den Dortmunder Hallen leidet vor allem darunter, dass sich viele Menschen ihre Computerprodukte im Internet bestellen. Denn dort kann der Interessierte vielfach günstiger und teilweise sogar seriöser shoppen, als bei den Händlern in der Westfalenhalle. „Wenn du eine Rechnung willst, musst du morgen wieder kommen, habe den Rechnungsblock vergessen“, bekam ein Kunde zu hören, der eine Tastatur gekauft hatte. Nun findet die Hobbytronic erstmals zeitgleich mit der Modellbaumesse Intermodellbau statt, um „Synergien zu schaffen“.

Der Modellbauer hat im februarkalten Winter, sonst immer der Termin der Hobbytronic, wohl wenig Lust, sich mit den neusten fernsteuerbaren Fahr- und Flugzeugen einzudecken. Obwohl es eigentlich anders herum sein müsste, braucht in Dortmund der Computerfreund festes Outdoorschuhwerk und muss sich vom Besucher der Intermodellbau milde dabei belächeln lassen, wie er sich durch eine Baustelle zum Kassenhäuschen für die Hobbytronic kämpft. Denn vor dem Eingang der Westfallen-Halle 3B, in der die Hobbytronic erstmals stattfindet, wird die Erde umgewälzt, der Kartenverkauf wird von Bauzäunen gerahmt und steht im Dreck. Wenn die Hannoveraner Cebit gebrummt hat, dann rauscht die Hobbytronic leiser werdend vor sich hin. Von Produktneuheiten ist auf der Messe wenig zu sehen.

Zusätzlich unterliefen den Machern Fehler: Eine großspurig angekündigte Firma schaffte es nicht, rechtzeitig zur Messe ihren Stand zu eröffnen. Der Stand von Arcaze blieb gestern also erstmal leer. Dabei hätte es diese Firma vielleicht geschafft, den ein oder anderen erwachsenen Modellbaufreak mal in die andere Halle zu locken, da es zur Eintrittskarte der Intermodellbau den Besuch der Hobbytronic geschenkt dazu gab. Denn angeblich wollte der nicht zu sehende Aussteller zeigen, wie man aktuelle PCs in ein Gehäuse eines Spielautomaten einbaut, um darauf Spielhallenklassiker wie PacMan spielen zu können. Gleichzeitig sollte der Retro-Automat aber auch DVD-Filme und MP3-Songs abspielen können.

Eine weitere Attraktion, die die Veranstalter angekündigt hatten, kann erst ab Samstag besichtigt werden. Dann zeigen die Freaks unter den Bastlern ihre seltsamsten Computer-Kreationen. Den Autotunern vergleichbar, werden auf der „Deutschen Casemod Meisterschaft“ die ausgefallensten Rechner prämiert. Ausgestellt werden die „50 Computer, wie sie spleeniger nicht sein könnten“, wie der Veranstalter die Kreationen ankündigt, vorher noch nicht. „Spleenig“, das Wort aus den frühen achtziger Jahren kennt kaum noch ein Jugendlicher. Der Hobbytronic, die noch bis Sonntag läuft, droht ein ähnliches Schicksal.