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Archiv-Artikel

urdrüs wahre kolumne In Aurich mit 17

Ulrich Reineking

Journalist und Kabarettist, empfiehlt, auch in existenziellen Engpässen den Griff zu Qualitätsnahrungsmitteln zu erwägen.

Dass der zwangspensionierte Rollschrott-Manager Wendelin Wiedeking aus seiner 50-Millionen-Abfindung jetzt je 500 Tausender in die Hamburger Pressestiftung und die Kasse des Vereins niedersächsischer Journalisten sickern lässt, zeigt, wie sehr solche Bosse die Medien verachten – und dass diese das präventive Schmiergeld auch noch annehmen, belegt: Wie recht die Wendelins doch haben.

Unsere schrullige SPD im Norden fordert doch in der Tat von den beteiligten Landesregierungen, den Beutemacher Dirk Jens Nonnenmacher zu bewegen, auf seine HSH-Nordbank-Millionenprämie zu verzichten. Einen Räuber aber zum Verzicht bewegen: „Wie macht man das ohne Zwille, Saitenschneider oder zumindest ungeladenen Revolver?“, so möchte man die kleinen roten Strolche fragen.

Stell dir vor, du bist 17 und Punk und hast große Ferien und wohnst in Aurich – da wünscht man sich mal Chaostage im Piqueurhof, Dosenbier statt Spitztütentee und Musik, die lauter ist als der Ostfriesische Orgelsommer. Toll, dass man sich darauf verlassen kann, dass die Polizei mitspielt und, wie jetzt geschehen, sogar Verstärkung aus Emden, Wittmund und Leer bestellt!

Besonders empfindlich gegen Kinderlachen sind offenbar die Hauseigentümer in Hamburg, denn immer mehr davon strengen Klagen an gegen benachbarte Kitas und Spielplätze. Pipi Langstrumpf aber und die Rote Zora, sie hätten empfohlen, die verkupferten Haustüren dieser Spezies mit Pferdeäpfeln zu bombardieren, Buttersäure ins Schlüsselloch zu spritzen und im Carport Spiegel abzubrechen – vielleicht eine unspezifische Reiztherapie gegen derartige Gemüts-Verwahrlosung.

Vor Iburgs Wurstpavillon am Waller Ring bittet uns ein junger Bremer, ihm eine Bratwurst zu spendieren mit der einsichtigen Begründung: „Muss dringend über mein Leben nachdenken – und mit Hunger kann ich das überhaupt nicht.“ Was soll jeder Geiz angesichts solch existenzieller Klärungsprozesse?

Diverse Vereine wollen nun in Hannover für das Menschenrecht auf große Köter demonstrieren und sehen sich – und ihre Vierbeiner – durch neue Vorschriften zum Wesenstest diskriminiert. Könnte man sich nicht, so wie bei Waffeninteressenten, darauf einigen, dass schon die Absicht zum Kauf die mangelnde charakterliche Eignung beweist? Fragt, mehrfach gebissen und belästigt, ULRICH „No, Hasso, no“ REINEKING