Kurzkritik
: Fünf Bilder im Raum

Der Saal ist absolut sehenswert. Verblichenen Pomp der 70er Jahre vor Augen, eröffnet sich dem Normalsterblichen für einen kurzen Moment der Blick in das Allerheiligste der Bremer Landesbank. Ansonsten tagt hier, von schwerem Palisander umhüllt, dessen Aufsichtsrat. Wer auf einem der schon etwas abgewetzten Cordsessel thront, fühlt sich wie einst das Politbüro der SED. Abgehoben der Blick auf die kleinen Leute unten am Marktplatz. Nur die Lampen an der Decke sind die gleichen wie im Kaufhof.

An der Wand erinnern fünf großformatige Frauenportraits an die unsäglichen Passbilder des Fotografen an der Ecke: frontal abfotografiert, frei von Kontrasten. Bernhard Prinz hat dafür gerade eben den Kunstpreis der deutschen Fotoakademie erhalten. Mit dem „Blick des Triebtäters“ suche er seine Modelle aus, schwadroniert Prinz, jetzt starren sie einen ausdrucklos an, in makelloses, unschuldiges Weiß gehüllt. Wie könnte es auch anders sein, geht es doch um Treue, Reinheit, Unterwürfigkeit. Samt und sonders weibliche Tugenden, symbolisiert in der Kreuzung der Worte „God“ und „Dog“, die da auf der Brust prangen. Subtil, vielleicht, oder einfach nur banal. Doch zum Glück gibt es ja den Saal. Jonas Zahl

Bremer Landesbank, Domshof 26, am 19. April, 3. und 24. Mai, 15 bis 16 Uhr.