: Laptop-Preis im Funkloch
Die Uni Bremen ist seit 2001 eine von 26 deutschen „Notebook-Universitäten“: Schön für Studierende, aber als Pflichtübung nicht geeignet
Schon ist das Internet wichtiges Studien-Werkzeug, noch vor Büchern, Vorlesungen oder Seminaren. Mit Geld aus dem Bundesforschungsministerium forciert die Bremer Universität diese Entwicklung. Als eine von 26 deutschen „Notebook-Universitäten“ macht sie „mobiles Lernen“ überall auf dem Campus zugänglich – nicht nur für Besucher der Unibibliothek ist es klasse, wenn sie auf dem eigenen Computer kostenlos Internet-Abos der Uni lesen oder sogar downloaden können.
Einzige Voraussetzung für das Surfen auf dem Campusgelände ist eine handelsübliche Funknetzkarte (zwischen 35 und 120 Euro). So einfach will es das in Bremen 2001 gestartete Projekt, schon kann sich jeder über ein Funknetz (Wireless Local Area Network, WLAN) ins Internet einwählen.
Die Ankündigungen beim Start waren vollmundig: Bremen sollte als „bundesweiter Vorreiter“ eines der größten universitären Funknetze in Deutschland aufbauen. Außerdem sollte das Projekt kostengünstige Lieferung und Wartung von Hardware auf dem Campus gewährleisten. Für StudentInnen mit wenig Geld wurde ein „Fonds für Sozialrabatte“ eingerichtet. Nächstes Ziel: Irgendwann würden auch Prüfungen auf den mobilen Rechnern stattfinden.
Sieben Semester später steht das Funknetz – und gilt tatsächlich als eines der größten an Europas Unis. „Im Grunde sind alle wesentlichen Bereiche vernetzt“, sagt Jens Bücking, Projektkoordinator am Zentrum für Multimedia in der Lehre (ZMML). Wo es Funklöcher gibt, wie etwa in der Mensa, sagt er entschieden: „Esstische zu vernetzen ist nicht sinnvoll.“ Auch Randbereiche des Campus seien noch nicht voll eingebunden, räumt er ein. Und: Bei 400 Zugangsknoten (Access Point) sei nie ausgeschlossen, dass mal einer ausfällt. In diesem Fall können Betroffene die „Task Force“ alarmieren.
Ein Gutachten hat inzwischen bestätigt, dass das Uni-Netz selbst strengste Grenzwerte für Elektrosmog erfüllt – sie liegen hundert mal niedriger als die gesetzlichen Vorgaben. „Daher ist eine gesundheitliche Belastung durch die WLAN-Access-Points nicht zu erwarten“, schreibt Gutachter Peter Nießen vom Nova-Institut für Ökologie und Innovation aus Hürth. Und weiter: Nur wer „besonders dicht über das Notebook gebeugt arbeitet, muss mit einer Überschreitung der Vorsorgewerte rechnen“. „Das Funknetz ist abhörsicher“, versichert Projektkoordinator Bücking. Dennoch: Für sensible Abschlussklausuren sollten keine Notebooks genutzt werden.
Überhaupt wendet Projektmann Bücking sich gegen verpflichtende Notebook-Einsätze: „Es darf und wird keinen Zwang zur Notebook-Nutzung geben.“ Stattdessen müsse auf die „natürliche Entwicklung“ gesetzt werden, die den „mobilen Campus“ mit der Zeit verwirklichen werde. 5.000 von rund 20.000 Uni-Studierenden nutzten das Campus-Netz bereits. Bei den Wirtschaftswissenschaftlern seien schon 40 Prozent der Studis WLAN-vernetzt.
Bevor das Notebook allerdings flächendeckend zum Standard-Arbeitsgerät werden kann, müssen die Kosten sinken. Der Zugang zum Uni-Netz ist zwar kostenlos, aber die Hardware-Preise schrecken viele Studierende ab. Im Internet-Forum des ZMML brachten sie ihre Enttäuschung darüber zum Ausdruck, dass die Versprechungen leer blieben, Laptops zu Studentenpreisen bereit zu stellen, sowie bedürftige Studis aus einem „Fonds für Sozialrabatte“ zu unterstützen.
Der Campus-Point in der so genannten Glashalle, einziger verbliebener von drei PC-Anbietern an der Uni, sei trotz Studentenrabatt oft teurer als Elektronik-Anbieter in der Innenstadt oder im Internet, heißt es. Außerdem seien die dort angebotenen „Business-Class“-Notebooks, die auch den erhöhten Anforderungen des ständigen Campus-Betriebs standhielten, in einer zu hohen Preisklasse für Studis. „Die Kosten sind für die Studenten der wichtigste Faktor“, berichtet Jens Bücking aus einer Umfrage des Mobiler-Campus-Projekts. Aber auch Fremdkäufer könnten im Campus-Point Wartung und Reparaturen – gegen Entgelt – vornehmen lassen.
Der Sozialfonds, der auch wenig begüterten Studierenden den Zugang zum Funknetz ermöglichen sollte, „funktioniert allerdings gar nicht“, sagt Bücking. Auch die Leih-Laptops würden kaum genutzt. Die anfänglichen Vorstellungen der meisten Studierenden, stark subventionierte Laptops „am besten geschenkt“ zu bekommen, sei für die Uni nicht finanzierbar.
matthias krämer