: Sieg der Patienten
ARBEITSSIEG Der HSV schafft gegen Hertha BSC ein 2:1 – keine Klatsche, aber es wäre mehr drin gewesen
„Nach dem Spiel wissen wir, wo wir stehen“, hatte HSV-Trainer Thorsten Fink vor dem ersten Auswärtsspiel der Rückrunde gegen Hertha BSC Berlin angekündigt. Kapitän Heiko Westermann kam nach dem Abpfiff der Wahrheit auf die Frage seines Trainers recht nah: „Ich glaube auf Platz 10.“ Es ist war Platz 11, aber viel mehr kann man über die derzeitige Verfassung des Hamburger SV nicht sagen.
Fink sah „eine positive Reaktion“ seiner Mannschaft nach der 1:5-Klatsche gegen Borussia Dortmund am vorangegangenen Spieltag – aber so richtig zufrieden kann auch er nach dem 2:1-Arbeitssieg gegen Aufsteiger Hertha BSC nicht sein.
Zwar lag seine Mannschaft nach einer anständigen ersten Hälfte mitsamt eiskalter Chancenauswertung durch Marcell Jansen (24.) und Mladen Petric (45.) schon zur Pause mit 2:0 in Führung. Allerdings war die Hertha an diesem Samstag ein ausgesprochen freundlicher Gastgeber. Nach den ersten 20 Minuten, einem Wust aus Fehlpässen, Mittelfeldgeplänkel und harten Zweikämpfen, besorgte Ex-Nationalspieler Jansen nach toller Vorarbeit von Dennis Diekmeier die Hamburger Führung und somit einen gefühlten Neustart der Partie: Fortan begann zumindest der HSV phasenweise Fußball zu spielen.
Diekmeier war es dann auch, der die Berliner Abwehr in schöner Regelmäßigkeit ihre Unzulänglichkeit vor Augen führte. Nur logisch, dass er kurz vor der Pause auch für Petric’ Treffer zum 2:0 auflegte. Und das, obwohl der 22-jährige Diekmeier noch unter der Woche mit einer Grippe im Bett bleiben musste.
Überzeugen konnte auch ein anderer Ex-Patient: Ex-Kapitän David Jarolim, der nach langer Zeit mal wieder in der Startelf stand. Der Tscheche ordnete das Hamburger Spiel ansehnlich, kam gut in die Zweikämpfe und unterband in der 57. Minute sogar eine Großchance von Fabian Lustenberger. „So einer wie er hat uns gegen Dortmund gefehlt“, lobte Torschütze Jansen.
Nicht mal Jarolim aber war imstande, den Berliner Tiefschlaf über die 70. Minute hinaus zu verlängern, und so kam die Hertha, der Trainer Michael Skibbe für die erste Hälfte ein Niveau „weit unter Bundesligaschnitt“ attestierte, zu einigen guten Chancen – und durch Pierre-Michel Lasogga sogar zum späten Anschlusstreffer (81.). Und so mussten die Hamburger noch einmal ängstlich innehalten, als Lasogga in der 83. Minute frei auf Jaroslav Drobnys Tor zulief. Der 20-Jährige zeigte sich aber großzügig: Er präsentierte einen Torschuss, der auch als Friedensangebot durchgegangen wäre und garantierte dem Hamburger SV so einen angenehmen Abstand auf die Abstiegsplätze.
„Wir sind dort, wo wir uns eingliedern wollen“, gab sich Hamburgs Trainer Fink nach dem Abpfiff verhalten realistisch: „Unser Ziel ist ein gesicherter Mittelfeldplatz.“ FELIX LAURENZ