piwik no script img

Archiv-Artikel

Letzte Hoffnung für geschundene Heidenelken

Einem Biotop mit gesetzlich geschütztem Halbtrockenrasen in Sankt Augustin droht die Beseitigung: Der BUND will bis heute entscheiden, ob er Klage gegen den Bau einer Hubschrauberwartungshalle in der Hangelarer Heide erheben will

KÖLN taz ■ Den Papst hatte er noch bezwingen können. Doch vor dem ADAC wird der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) nun möglicherweise kapitulieren. Bis heute wollen die Umweltschützer entscheiden, ob sie mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht einen letzten Versuch wagen wollen, den Bau einer Hubschrauberwartungshalle am Flugplatz Hangelar doch noch zu verhindern. „Die Entscheidung ist noch völlig offen“, sagte Achim Baumgartner, der Sprecher der Sankt Augustiner BUND-Ortsgruppe.

Die Halle will die ADAC-Tochter Air Lloyd Luftfahrt Technik GmbH (ALT) ausgerechnet auf einer seltenen und eigentlich als Biotop geschützten Heidenelkenfläche errichten. Die Bezirksregierung Köln gab ihr jetzt grünes Licht: Die Behörde lehnte den Widerspruch des BUND gegen die Befreiung vom Landschaftsschutz ab.

Der Hallenbau auf der 2.500 Quadratmeter großen Besucherwiese sorgt bereits seit längerem für Ärger. Vor zwei Jahren hatte die ALT, die knapp 90 Leute beschäftigt und alle ADAC-Hubschrauber wartet, für 500.000 Euro das Grundstück gekauft, um dort ihre neue Hubschrauberhalle zu bauen. Doch im Zuge der Diskussion um die ursprünglich in der Hangelarer Heide geplanten Papst-Großveranstaltungen beim Weltjugendtag begann es für die Firma unangenehm zu werden: Bei der Kartierung des Geländes durch die Landesanstalt für Ökologie (LÖBF) stellte sich heraus, dass sich das Bauland zu nahezu hundert Prozent auf gesetzlich geschütztem Halbtrockenrasen befindet und als Teil der 42,71 Hektar Gesamtbiotopfläche der Hangelarer Heide zu betrachten ist. Trotzdem gab der Landschaftsbeirat seine Zustimmung – allerdings unter der Auflage, grüne Ausgleichsflächen zu schaffen.

So wurde der Baukörper, der ursprünglich 90 Meter lang und 12 Meter hoch werden sollte, auf 76 Meter Länge und 9 Meter Höhe abgespeckt. Zum Kompromiss gehört auch, dass das Unternehmen eine Besucherterrasse, einen Besucherhügel und einen Kinderspielplatz baut.

Das jedoch reichte dem BUND nicht. Stattdessen schlug er eine Verlegung des Baufeld um 30 Meter vor. „Das alternative Baufeld bietet die Chance, die Halle in Hangelar zu verwirklichen und den Naturschutzbelangen weitestgehend Rechnung zu tragen“, so der BUND. Das jedoch lehnte die Stadtverwaltung von Sankt Augustin ab. Der andere Standort sei angeblich technisch nicht realisierbar, hieß es.

Nach der Ablehnung seines Widerspruchs durch die Bezirksregierung bleibt dem BUND jetzt nur noch der juristische Instanzenweg – oder die Aufgabe. Denn nach Einschätzung von Juristen stehen die Chancen auf einen juristischen Erfolg nicht besonders gut. „Es gibt Argumente, die für und gegen eine Klage sprechen“, formuliert es Baumgartner diplomatisch. Noch bis zum 23. April läuft die Frist zur Klageerhebung. Pascal Beucker