: Vergangenheit im Zeitraffer
Zum 60. Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation drängen sich in Berlin Veranstaltungen und neue Ausstellungen, die das Leben zwischen den letzten Wochen des Krieges und dem Neuanfang dokumentieren. Ein Überblick
„Nur wer seine Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft“, wusste schon Wilhelm von Humboldt. Damit diese Weisheit auch bei den Deutschen ankommt, haben sich Berlins Staatliche Museen, Kulturinstitutionen und Gedenkstätten im 60. Jahr nach Kriegsende besonders ins Zeug gelegt und – vielleicht auch aus Sorge um die eigene Zukunft des ein oder anderen Hauses – gemeinsam das Themenjahr „Zwischen Krieg und Frieden“ aufgelegt. Um den Tag der Kapitulation am 8. Mai drängeln sich eine ganze Reihe von sehr unterschiedlichen Ausstellungen und Veranstaltungen, die das Leben im Schwebezustand zwischen der Stunde null und dem Neuanfang dokumentieren.
Einen Blick auf die Spandauer „Vorstadt zwischen Krieg und Frieden“ wirft ab 21. April das Museum der Evangelischen Kirchengemeinde St. Nikolai. Ganz ähnlich rekonstruiert auch das Heimatmuseum Reinickendorf ab Mai das dortige „Alltagsleben während des Krieges und in der Nachkriegszeit“. Selbst das Fahrgastzentrum der BVG will im allgemeinen Erinnerungseifer nicht zurückstehen und zeigt vom 25. bis 28. Mai „Die Berliner S-Bahn im Jahr 1945“.
Selbstverständlich sind auch die großen Museen beteiligt: Am 28. April eröffnet das Deutsche Historische Museum in Anwesenheit von Christina Weiss und Schriftsteller Uwe Timm „1945: Der Krieg und seine Folgen“. Konkurrenz kommt ab 8. Mai vom Museumsquartier Dahlem, das „Die Stunde Null – ÜberLeben 1945“ präsentiert. Den Fokus auf Berlin bei Kriegsende legen das Alliierten-Museum und die Stiftung Topographie des Terrors: Ab 3. Mai zeigt Ersteres den „Privaten Blick“, Fotografien alliierter Soldaten. Und die Stiftung präsentiert „Berlin 1945 – Eine Dokumentation“.
Eine „Lange Nacht des Erinnerns“ findet am 30. April in der Urania statt: In Vorträgen, Filmen, Theateraufführungen und Zeitzeugenberichten soll zwischen 17.30 und 24 Uhr rekonstruiert werden, wie die Berliner die letzten Kriegstage vor 60 Jahren erlebt und was sie angesichts des Zusammenbruchs von Nazi-Deutschland gefühlt haben.
TINA HÜTTL