Aus dem Reich des lieben Papstes: „Auf, lasst uns nach Hause gehen!“

Die schönsten Anekdoten über den sympathischen Mützenträger Benedikt XVI., der es sich von nun an in den ausgetretenen Schuhen des Fischers gemütlich machen darf

Am Dienstag haben die Kardinäle der Mutter Kirche in Rom den lieben Kollegen Ratzinger zum neuen Papst auserkoren. Dieses große historische Ereignis nimmt die Wahrheit zum Anlass, um die schönsten Anekdoten aus dem Leben Benedikt XVI. zu erzählen.

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Einmal wollte Kardinal Ratzinger eine heilige Messe lesen. Kurz bevor er vor die Gläubigen trat, bemerkte ein Messdiener, dass der spätere Pontifex vergessen hatte, sich seine Kardinalskappe aufzusetzen, und er machte ihn auf den Fauxpas aufmerksam. Kardinal Ratzinger eilte zurück in die Sakristei, um seine Kappe zu holen, kehrte jedoch nicht wieder zurück. Was war geschehen? Ganz in Gedanken hatte Joseph Kardinal Ratzinger in der Sakristei sein Messgewand aus- und sein Alltagsgewand angezogen und war nach Hause gelaufen. Die Gläubigen in der Kirche warteten vergebens auf ihn.

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Bei seinem ersten offiziellen Fototermin ließ der neue Papst die versammelte Fotografenschar einige Minuten warten. Ungeduldig skandierten die Fotografen daraufhin: „Papa Ratzi, Papa Ratzi …“. Als Bendedikt XVI. den Audienzsaal betrat, zollte er den Klatschknipsern Beifall für ihr sehr gelungenes Wortspiel.

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Wenn Bendikt XVI. sich gerade mit komplizierten theologischen Problemen auseinander setzt, dann leidet er oft unter unruhigem Schlaf. Es kann dann sogar passieren, dass er nächtens schlafwandelt. Meistens geht er bei solchen Gelegenheiten in Trance zum Kühlschrank und isst einige Hanutas, die seine Haushälterin aus unbestimmten Gründen dort verwahrt. Immer wenn Benedikt XVI. dann am nächsten Morgen in der Küche die leeren Hanuta-Packungen findet, weiß er genau, was in der Nacht zuvor geschehen ist.

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Als der Kardinal Ratzinger einmal zu Weihnachten in seinem heimatlichen Marktort Marktl am Inn zu Besuch weilte, kam er an einem Haus vorbei, aus dessen Garten ein lautes Hallo drang. Der Kardinal wurde ein wenig neugierig und ging um den Jägerzaun herum, der das Haus von der Straße abtrennte, und blickte in den Garten. Dort aber sprangen vier Männer splitterfasernackt über die schneebedeckte Wiese. Aus der Tür eines Holzhäuschens drangen dichte Nebelschwaden, und die Männer hatten sich offenbar nach einem Saunagang abkühlen wollen. „Ihr Schlingel“, rief der darüber fröhlich gewordene Kardinal Ratzinger den Flüchtenden hinterher und ging seines Weges.

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Als Kardinal Ratzinger noch ein junger Mann auf dem Priesterseminar war, da verlangten seine Kommilitonen eine Mutprobe von ihm. Also fragte der künftige Pontifex maximus seinen Lehrer im Unterricht, ob er heute früher gehen dürfe, er müsse zunächst noch Rollschuhe kaufen und danach mit offener Soutane die Hauptstraße hinunterrasen. Der Lehrer, ein gutmütiger Jesuit, lachte und ließ den Schelm Joseph ziehen. Er kannte seine Pappenheimer, war er doch selbst einst Seminarist.

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Joseph Kardinal Ratzinger schlenderte gern inkognito durch die Altstadt von Regensburg. Eines Tages bemerkte er am Fischmarkt vor dem Gasthaus „Alte Münz“ ein weinendes Kind. Es war dem Buben ein komisches Bilderheft in eine Regenpfütze gefallen. Kardinal Ratzinger bückte sich, hob das Heft auf, blickte auf den bunten Einband mit dem Schriftzug „Batman“ und zitierte schmunzelnd den letzten Buchtitel seines baldigen Vorgängers, Papst Johannes Paul II.: „Auf, lasst uns nach Hause gehen!“ Da weinte das Kindlein schon nicht mehr.

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Der Sportsfreund Ratzinger sah sich einmal ein Fußballspiel an, bei dem der Jahn Regensburg ausnahmsweise siegreich war. Da soll er aufgesprungen sein und laut gejubelt haben: „Und es gibt doch einen Fußballgott!“

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Ein Hund namens Lux bellte den Kardinal Ratzinger bei einem Spaziergang durch das abendliche Rom an. „Ja weißt du denn nicht, wen du vor dir hast?“, lächelte der bald Benedikt XVI. Gerufene. Der Hund trollte sich.

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An einem anderen Abend war Kardinal Ratzinger bei seinem Papst zu einem Gespräch eingeladen. Dabei wollten die beiden Männer Gottes sich an einem Gläschen Rotwein gütlich halten. Doch die Flasche ging partout nicht auf, der Korken lockerte sich keinen Millimeter. Da fragte Kardinal Ratzinger mit einem Blick auf die Flasche verzweifelt: „Wie kann Gott dies zulassen?“

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Kaum hatte Joseph Kardinal Ratzinger an einem schönen Frühlingstag wandernd den oberbayerischen Wallfahrtsort Altötting erreicht, da schmerzten ihm die müden Füße. Doch dann flog ein Spatz auf seine Schulter und tirilierte. Von dem frommen Wandersmann fiel alle Müdheit ab, und er besah sich den Vogel näher, in dem er für einen Augenblick die alte Frau Otilie Wandsgreber aus Marktl am Inn zu erkennen glaubte. Dem war aber wohl nicht der Fall.

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Anlässlich seines 50. Geburtstags hatte Kardinal Ratzinger geplant, mit 50 Gästen zu feiern. Als dann der eine oder andere Geladene an diesem Termin verhindert war, bat er entfernte Verwandte sowie die Familie eines Einzelhändlers zu seinem Fest. Weitere Absagen und eine erneute Erweiterung der Gästeliste führten schließlich dazu, dass an seinem Ehrentag 56 Personen auftauchten. Einige von ihnen hatte Joseph Kardinal Ratzinger noch nie zuvor gesehen – er ließ sich jedoch nichts anmerken.

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Als junger Student fiel der spätere Papst oft durch seine Scherze auf. In der Mensa rief er zum Beispiel fast täglich: „Habemus Kartoffelmus!“ Irgendwann war das nicht mehr so lustig.

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Oft schaltete Kardinal Ratzinger die Flimmerkiste nicht an, aber wenn, sah er seine Lieblingssendung „Drei Engel für Charlie“. Besonders der blonde Engel hatte es ihm angetan, erinnerte ihn die junge Dame aus dem fernen Amerika doch an die Mutter Gottes, wie der Kardinal seinem wohlig schaudernden Sekretär noch lange vorschwärmte.

AUFGEZEICHNET VON MICHAEL

RINGEL, CAROLA RÖNNEBURG,

CORINNA STEGEMANN