Anonyme Beine

Vor rund 20 Jahren warf der Befindlichkeitsbarde Herbert Grönemeyer die Frage in den Raum: „Wann ist der Mann ein Mann?“ Zehn Jahre zuvor, unter der Ägide von Burt Reynolds, war ein Mann noch das gewesen, was dort endete, wo der Flokati anfing. Auch Billy Wilder hatte Jack Lemon in „Manche mögen’s heiß“ eine ähnliche Antwort in den Mund gelegt: „Männer? Diese schrecklichen haarigen Biester!?!“ Mittlerweile ist nicht einmal mehr der Fußball heilig. Entsprechend werden „Spielerfrauen“ ins Feld geschickt, jene schrecklichen enthaarten Biester, die vom Mann nur zwei Dinge wollen: Geld und Sex. Sie locken lasziv auf den Werbeplakaten von RTL. Wohl platziert zwischen den Beinen des begehrten Fußballhelden. Und weil ein Mann heute weniger ein Mann im Sinne eines kantigen Beckenbauers als eines metrosexuellen Beckham ist, ist an den Schenkeln des Heroen auch keine einzige Borste zu finden. Dabei hat RTL für sein seriales Eigentor keine Mühe gescheut und einen echten Fußballer fotografiert. „Einen Bundesligaspieler“, wie die nette Pressedame erzählt. Nicht ganz gefestigt in seiner neuen Rolle zwischen Bolzprofi und RTL-Bein-Modell möchte dieser aber lieber „anonym“ bleiben.  SIB