Der Aufklärer

Da ist dem Sicherheitsbeauftragten des FC St. Pauli ein echter Coup gelungen: Der Kriminologe Thomas Feltes wird die Ausschreitungen zwischen FC St. Pauli-Fans und Anhängern des VfL Lübeck sowie den Polizeieinsatz mit 90 Verletzten beim Hallenfußballturnier am 6. Januar in der Hamburger Alsterdorfer Sporthalle untersuchen. „Als mich Herr Brux anrief, habe ich sofort zugesagt, das auch ehrenamtlich zu machen, da ich es spannend finde“, sagt Feltes.

Ihm schmeichle ein wenig, dass er eigentlich von der Fan-Versammlung beauftragt worden sei, die unabhängige wissenschaftliche Untersuchungskommission zu leiten. Für Feltes, der seit 2002 Inhaber des Lehrstuhls für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaften an der juristischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum ist und zuvor zehn Jahre lang Rektor an der baden-württembergischen Fachhochschule der Polizei in Villingen war, kein Neuland. In den letzten Jahren hat er an seiner Fakultät die Forschungsprojekte „Fanbetreuung und Fansicherheit bei Fußballspielen“, „Ultras: Gewaltaffine Fußballfans“ oder „Stadionverbote“ geleitet und gehört dem wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Fußball-Liga an.

Im Dezember 2010 gründete er eine „Task Force“, nachdem Borussia Dortmund-Fans beim Europa-League-Spiel in Sevilla „massiver Polizeigewalt ausgesetzt waren“ und es „zu menschenunwürdigen Inhaftierungen und rechtsstaatswidrigen Verurteilungen gekommen“ sei. Erste Ergebnisse der Untersuchung ergaben, so Feltes, dass diese Ereignisse „kein Einzelfall“ seien und so etwas auch in deutschen Stadien vorkomme.

Für Feltes scheinen die Vorfälle beim Hallenfußball-Turnier deshalb auch weniger „ein Fanproblem zu sein, sondern eher eines der Polizeigewalt“, wie er sagt: „Wir kennen das ja auch von Demonstrationen.“ Denn er erinnert sich auch an den „Hamburger Kessel“ wegen dem er 1986 als Gutachter im Innenausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft geladen war. KVA