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Archiv-Artikel

Was kommt nach dem Bachelor?

AUSSICHTEN Die Zahl der Bachelorabsolventen wächst. Die meisten wollen weiterstudieren – und ihren Master machen. Doch viele lassen sich von den hohen Zugangshürden abschrecken

Für Unternehmer ist der Master laut eigener Aussage zweitrangig. Nur 6,6 Prozent fordern ihn

VON LINA SULZBACHER

Die Stände auf der Messe Mastermap im Hamburgischen Congress Center stehen dicht an dicht. Unschlüssige können sich hier informieren, ob es sich lohnt, einen Master zu machen – und welcher Master der richtige ist. Viele Aussteller sind private Universitäten, auch die Uni Hamburg hat einige Stände.

Noch vor ein paar Jahren habe es nicht genügend Bachelorabsolventen gegeben, dass sich eine Master-Messe gelohnt hätte, sagt Mastermap-Sprecherin Karin Schleider. Aber schon 2009 hatten über 72.000 Studienabgänger ihren Bachelor gemacht. Schritt für Schritt waren die neuen Abschlüsse seit der Bologna-Reform 1999 eingeführt worden – ursprünglich mit dem Ziel, die Studienzeiten zu verkürzen: Ein Großteil der Studierenden sollte nach dem Bachelor die Universitäten Richtung Arbeitsmarkt verlassen.

Doch davon kann keine Rede sein. Drei Viertel der Bachelorabsolventen sind ein Jahr nach ihrem ersten Abschluss in einem Masterprogramm, hat eine Studie des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft herausgefunden. Immerhin: Bei der Studienberatung der Universität Hamburg würden viele Studierende fragen, ob es sinnvoll sei, zwischen Bachelor und Master erst einmal zu arbeiten, sagt die Sprecherin der Uni Hamburg, Christiane Kuhrt. Doch die meisten entscheiden sich für das Studium.

Auch Lilith Marie Schubert hat direkt an ihren Bachelor einen Master drangehängt. „Die drei Jahre Bachelor waren schnell vorbei, da wollte ich auf jeden Fall weiterstudieren“, sagt sie. „Ich war gerade drin im Stoff und es hat Spaß gemacht.“

Zwei Monate Ausland hatte sie bereits zwischen Bachelor und Master eingeschoben und arbeiten wollte sie noch nicht. „Mit 21 Jahren fühlte ich mich dafür zu jung“, sagte Schubert. An der Uni habe sie auch die Möglichkeit, sich nebenbei ehrenamtlich zu engagieren – und die Option, später zu promovieren.

85 Prozent der Bachelorstudenten geben in der Stifterverbands-Studie als Hauptmotiv für das geplante Masterstudium ihr Interesse an den Studieninhalten an. Für Unternehmer ist der Master laut eigener Aussage zweitrangig. Nur 6,6 Prozent sagen, dass der fehlende Abschluss ein Ausschlusskriterium sei, so ein Ergebnis des Personaltrends 2010.

Für manche Jobs ist ein Master aber vorgeschrieben. Wer Lehrer werden möchte, muss den Abschluss machen, um im Anschluss daran das Referendariat absolvieren zu können. Auch für Beamte im höheren Dienst und für eine wissenschaftliche Laufbahn ist der Master Pflicht.

Wer nach dem Bachelor weiterstudieren möchte, muss sich jedoch erst einmal durch das Dickicht der Zugangsvoraussetzungen kämpfen. Dabei geht es nicht nur um den Notendurchschnitt, sondern auch um Praktika und Fremdsprachennachweise. Schwierig wird es für Bewerber, wenn Universitäten genaue Vorstellungen davon haben, welche Kurse Studierende im Bachelor belegt haben müssen. Christina Urbanek vom Campus-Center Hamburg rät Masterwilligen dazu, sich auf jeden Fall rechtzeitig zu informieren.

Für manche wirken die vielen Zugangsvoraussetzungen auch abschreckend – was wiederum denen zugute kommt, die sich nicht abschrecken lassen. „Das Horrorszenario von viel zu wenig Masterplätzen für die Bewerber hat sich nicht bewahrheitet“, sagte Matthias Neyer, Berater der Agentur für Arbeit. Studierende sollten sich allerdings überlegen, ob sie bereit seien, für die Zeit des Masters Verdienstausfall in Kauf zu nehmen. Den bemerke der Masterstudent auch noch viele Jahre später – durch die kürzere Lebensarbeitszeit sinken die Rentenansprüche.

Auch für Berater Neyeri ist Motivation die wichtigste Voraussetzung für den Studienbeginn. „Wollen Sie den Master und passt er zu Ihnen?“, fragt er seine Zuschauer auf der Messe. Ein Großteil der Anwesenden hebt daraufhin die Hand.