Die Aufwertungs-Bremser

ST. PAULI SÜD Anwohnerinitiative gegen geplante Modernisierung und Luxusquartier gegründet

Die Gewerbeflächen des Bavaria-Brau-Quartiers in St. Pauli stehen größtenteils leer.

■ Vor kurzem begannen in unmittelbarer Nähe Abrissarbeiten an der Reeperbahn 1.

■ Es wird Platz geschaffen für die 85 Meter Bürohochhäuser „Tanzende Türme“ des Hamburger Star-Architekten Hadi Teherani

In St. Pauli regt sich Widerstand gegen die fortschreitende Gentrifizierung: Unter dem Motto „No Bernard Nocht Quartier“ (No BNQ) hat sich eine Initiative gegen geplante Modernisierungen gegründet.

Der Hamburger Investor Köhler & von Bargen plant zwischen der Bernhard Nocht- und der Erichstraße den Umbau und Teilabriss von 15 Grundstücken. Anwohner befürchten nun, dass durch Luxussanierungen die Mieten steigen oder teure Eigentumswohnungen entstehen werden. Sie sehen sich in ihrer Furcht bestätigt, denn einer Anwohnerin wurde ein Sitzungsprotokoll aus der Bezirksversammlung zugespielt, in dem es heißt: „Eine Rückkehr der BestandsmieterInnnen in die Wohnungen kann nur erfolgen, falls diese neue Mietverträge abschließen.“ Es bestehe kein Rückkehranspruch und es würden keine öffentlichen Mittel für einen Sozialplan bereitgestellt.

Bezirksamtssprecher Lars Schmidt sagt, die Investoren hätten versprochen, keine Eigentumswohnungen zu errichten. „Es wird kein zweites Bavaria Quartier“, sagte Schmidt weiter. Zu dem genannten Protokoll bezog er keine Stellung.

Die Anwohner planen ihren Protest auszuweiten. Sie fordern sozialen Wohnungsbau und wollen selbst mitentscheiden, wie es in ihrem Viertel aussehen soll.

Wann die Baumaßnahmen beginnen, ist unklar: „Wir sind im Bauantragsverfahren“, sagt Ulrich Hahnefeld vom zuständigen Architektenbüro. Dass man sich der Proteste bewusst ist, zeigt die Internetseite der Architekten: Auf Wunsch des Bauherren sei das Projekt in „Bernhard Nocht Terrassen“ umbenannt worden, so Hahnefeld. Versprochen wird nun ein „Wohnungsmix mit Kiezqualitäten“ – mit dem kürzlich hinzugefügten Zusatz „less gentrification“. OLE MASCH