… der Filmfan? : Sich freudig schlängeln
Es gibt drei untrügliche Zeichen, dass die Berlinale in Kürze beginnt: Die Boulevardmedien jonglieren mit Namen US-amerikanischer Stars, die sich auf dem roten Teppich Füße und Schultern abfrieren werden. An Litfaßsäulen hängen modern gestaltete, aber deswegen umso kryptischere Plakate, die das Ereignis anzukündigen versuchen. Und durch ein großes Einkaufszentrum in der Mitte der Stadt hindurch stehen Menschen scheinbar freiwillig in sechs Reihen.
Natürlich beruht der Andrang in den Potsdamer Platz Arkaden, einem ansonsten überwiegend süddeutschen Touristen vorbehaltener Ort, keineswegs auf Freiwilligkeit. Es ist die einzige einigermaßen verlässliche Chance, an Karten für das Festival zu kommen. Bei den anderen Vorverkaufsorten ist die Wartezeit angesichts von noch weniger Verkaufsschaltern völlig unberechenbar. Im Internet wiederum ist das Kontingent so schnell erschöpft, dass das Klicken zur reinen Lotterie wird. In den Arkaden weiß der geneigte Cineast: Es dauert etwa eineinhalb Stunden von der Shoppingcentertür bis zum Tresen.
Am heutigen Montag ist der Andrang noch verhalten, weil es Karten für die meisten Filme nur drei Tage im Voraus gibt und am Donnerstag, dem ersten Tag der Festspiele, nur wenige Streifen gezeigt werden. Aber schon ab Dienstag dürfte sich in der Stadt nirgendwo so viel geballtes Filmwissen auf einem Fleck finden lassen wie in diesen Menschenreihen.
Allerdings: Wer einen Wettbewerbsfilm sehen möchte, vielleicht sogar dessen Premiere, muss ganz früh aufstehen. Manch einer hat in der Vergangenheit sogar schon vor dem Verkaufshäuschen übernachtet. Auch hier gilt: Wer wagt, gewinnt. Wer sich an die kleinen Produktionen ohne große Namen aus filmfernen Ländern rantraut, bekommt meistens noch eine Karte – und dazu einen ganz besonderen Film zu sehen. BIS Foto: dapd