: Klinger fühlt sich missverstanden
Der Kölner Vize-Polizeichef bedauert, dass seine islamophoben Sprüche „ausländerfeindlich interpretiert wurden“. Sein Chef muss nächste Woche beim NRW-Innenminister Stellung beziehen
VON PASCAL BEUCKER
Dieter Klinger bricht sein Schweigen. In einem gestern veröffentlichten offenen Brief an die Kölner SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün schreibt Kölns Vize-Polizeichef, er sei „sehr betroffen über die Reaktionen auf meine Rede beim Osterempfang der Emdener Kirchen“.
Klinger war in die Kritik geraten, weil er bei seinem Auftritt im ostfriesischen Emden das düstere Bild eines anstehenden gefährlichen „Kampfes der Kulturen“ gezeichnet und vor einer vermeintlich drohenden politischen Machtübernahme des Islam in der Bundesrepublik gewarnt hatte. Ferner hatte er gefordert, das Christentum müsse den „missionarischen Aspekt“ wieder stärker in der Vordergrund rücken (taz berichtete). Akgün hatte daraufhin Klinger vorgeworfen, das Ansehen der Kölner Polizei schwer beschädigt zu haben. An Landesinnenminister Fritz Behrens (SPD) schieb sie: „Gerade im Hinblick auf den bisher nicht aufgeklärten Bombenanschlag auf die mehrheitlich von Muslimen bewohnte Keupstraße in Köln-Mülheim, mit dessen Aufklärung Herr Klinger betraut ist, muss jeder Verdacht, die obersten Repräsentanten der Kölner Polizei würden Vorurteile gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen hegen, schnellstmöglich ausgeräumt werden.“
Obwohl in der Einladung zu der Veranstaltung in Emden explizit auf Klingers polizeiliche Funktionen hingewiesen worden war, betont Klinger, er sei nur „als Privatmann“ eingeladen gewesen. Dennoch sei er sich allerdings „im Klaren darüber, dass Fragen zu meinem beruflichen Verantwortungsbereich als stellvertretender Polizeipräsident gestellt werden“, schrieb Klinger jetzt an Akgün. Die Kölner Polizei habe „traditionell gute und freundschaftliche Beziehungen gerade zu den türkischen Mitbürgern“. Ihr Vertrauen sei „Grundlage unserer Arbeit“.
So bedauere er „zutiefst, dass meine Aussagen ausländerfeindlich interpretiert wurden“. Sein Anliegen sei es nur gewesen, „als Christ darzustellen, dass der Dialog der Religionen gerade auf unserer, der Seite der christlich geprägten westeuropäischen Gesellschaft, Nachholbedarf bezüglich der eigenen Ernsthaftigkeit erfordert“. Klinger ist Mitglied einer baptistischen Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde bei Gummersbach.
Ob mit seinem offenen Brief die Affäre für Klinger ausgestanden ist, steht noch nicht fest. Bislang will sich Kölns Polizeipräsident Klaus Steffenhagen noch nicht öffentlich zu dem Fall äußern. Wie die taz erfuhr, hat allerdings Innenminister Behrens von Steffenhagen gefordert, bis Mitte kommender Woche eine Stellungnahme abzugeben.