: Zweiundfünfzig Songs
Popliteratur, nicht straight: Peter Rehberg liest aus „Fag Love“ und begleitet sich selbst auf dem Plattenspieler
Nine Songs, so hieß ein Anfang des Jahres gezeigter Film des britischen Regisseurs Michael Winterbottom. Die Liaison zwischen einer Studentin und einem Kälteforscher gliedert sich darin durch neun Songs, eigentlich gemeinsame Konzertbesuche der Protagonisten: anfangs „C‘mon C‘mon“, später „Love Burns“, na, Sie verstehen schon.
Auch in Peter Rehbergs unkonventionellem Liebeskummer-Roman Fag Love dienen Popsongs zur Gliederung, mehr noch aber als Soundtrack zu Gefühlslage und Gebaren von Ich-Erzähler Felix: Der lebt in Berlin und New York City und irgendwie dazwischen, hat erste Probleme mit dem Alter – und ist frisch von seinem Berliner Lover verlassen worden. „Ein Pet-Shop-Boys-Lied für jeden Augenblick des schwulen Lebens“, heißt das dann und: „Für jeden Augenblick in meinem Leben.“
Ob er sich ver- oder auch wieder entliebt, ob er am Rande des IML-Treffens – dem Weltkongress der Lederkerle – Ablenkung sucht oder Trost beim besten Freund, bei dem er sich manchmal fragt, ob er „überhaupt schwul“ sei: Kaum ein Moment kommt ohne Musik aus. Durch Musik inspiriert wirkt auch der Roman selbst: wechselt das Tempo und die Phrasierung, ist mal echtes Storytelling, mal, nun, assoziatives, monologisierendes Sich-Bahn-Brechen.
Und sei es, um klarzustellen, dass es sich bei den 52 im Anhang akribisch aufgeschlüsselten Songs des imaginierten Soundtracks nicht um bloßes Pop-Kolorit handelt, lässt Rehberg seine Figuren, allen voran Felix, gerne die Bedeutungszusammenhänge einer Madonna- oder auch Kylie-Minogue-Single referieren. Weil aber grau alle Theorie ist, wird Rehberg, wenn er an diesem Mittwoch auf Einladung seines Hamburger Verlages MännerschwarmSkript in der Schilleroper liest, alle im Buch vorkommenden Songs auch zum Auflegen dabeihaben. Alexander Diehl
Peter Rehberg, „Fag Love“. Hamburg 2005, 208 S., 17 Euro. Lesung: Mittwoch, 27. 4., 21.30 Uhr, Schilleroper