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Ein Sommer in Haifa Israel 2010, R: Avi Nesher, D: Tuval Shafir, Adir Miller

Haifa, die mediterrane, alte Hafenstadt im Norden Israels, ist so präsent in dem Film, dass es eine Freude ist. Avi Nesher, einer der erfolgreichsten und erfahrensten Regisseure Israels, hat erneut alles bis aufs Feinste durchdacht und die tragischen Momente der Filmhandlung durch Panoramaaufnahmen abgefedert.

Gedreht wurde „Ein Sommer in Haifa“ 2010. Vom Beginn an ist es Sommer in Haifa, aber der Anfang spielt 2006. Die Hisbollah hat gerade wieder Katjuscha-Raketen auf die nordisraelische Hafenstadt geschossen. Die Grenze zum Libanon ist gefährlich nah. Zwischen von Raketen getroffenen brennenden Häusern und Autos hindurch fahren Arik Burstein (Eyal Schechter) und sein Vater zum Notar. Yaakov Braid ist gestorben und hat ihm alles vererbt. Auch das Notizbuch, das Arik vor 38 Jahren vollgeschrieben hat, als er für Yankele, wie ihn alle nannten, gearbeitet hat. Versonnen blickt Arik, nachdem er seinen Vater abgesetzt hat, auf die Stadt hinunter.

Yankele Braid (Adir Miller) ist als Ehevermittler auf der Suche nach Kundschaft. So lernt er Arik kennen, der ihm einen Streich spielt und ihn zu seinem Vater Yozi Burstein (Dov Navon) schickt. Sein Vater und Yankele erkennen sich wieder – sie waren als Kinder in Rumänien eng befreundet. Beide sind Überlebende der Shoah. Und sprechen selten darüber. Arik beginnt, für Yankele zu arbeiten: Er soll EhekandidatInnen überprüfen, ob sie es wirklich ernst meinen. Etwas linkisch beginnt Arik mit seinen Nachforschungen, nach und nach erfährt er immer mehr über die PartnerInnensuche.

Und er selbst: verliebt sich in Tamara (Neta Porat), die Cousine seines besten Freundes. Tamara wohnt in den USA und verbringt nur den Sommer in Haifa. Sie bringt die Rockmusik mit, trägt keinen BH, ist unkonventionell. Das alles ist im Film etwas zu plakativ, zu oberflächlich für eine reale Darstellung der Ideen von ’68 und freier Liebe.

Die verführerisch erscheinen sollende Tamara ist mehr eine Männerphantasie des Regisseurs. Das nervt zwar etwas, ist aber zu vernachlässigen: Denn das eigentliche Thema ist der Umgang der Überlebenden der Shoah mit ihren traumatischen Erlebnissen. Avi Nesher, selbst Kind von Überlebenden, hätte ganz darauf vertrauen können, ihre Geschichte zu erzählen. Aber da schlagen wohl seine Jahre in Hollywood durch, wonach zu jedem Film eine Love-Story gehört. Yankele Braids Büro liegt am Hafen, hinter einem Kino, in dem nur Liebesfilme laufen. Und das von einer Familie von Kleinwüchsigen betrieben wird. Auch sie sind Überlebende, die in Auschwitz waren, an denen Doktor Mengele Menschenversuche begangen hat. Das Kino der kleinwüchsigen Familie von Auschwitz-Überlebenden hat es in Haifa wirklich gegeben. Gaston Kirsche

„Ein Sommer in Haifa“ läuft tägl. außer Mo um 18.00, Mo um 17.30 im Cine K, Kulturetage Oldenburg