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Archiv-Artikel

„Nicht in seinem Sinn“

Bau der Stadion-Ostkurve wurde ohne Detail-Prüfung an Zechbau vergeben. Kontrolleure ausgebremst?

Von sim

Bremen taz ■ An den 24. Juli 1995 kann sich Brunhilde S. noch gut erinnern. Die Bremer Sport- und Freizeit GmbH (BSF) hatte zu einer Besprechung ins Weser-Stadion eingeladen. Thema: der 21 Millionen Euro schwere Auftrag zum Bau der Ostkurve. Teilnehmer: Vertreter der BSF, der Architekten, der Baufirma Zechbau und des privatisierten Bremer Hochbauamtes (BreHoch). Letztere sollte das Angebot von Zechbau prüfen. Was offenbar nicht überall auf große Begeisterung stieß. „Als ich an den Besprechungstisch wollte, hat mich Herr Hoffmann davon abgehalten und gesagt, das wäre nicht in seinem Sinne“, schildert S. gestern vor dem Bremer Landgericht die aus ihrer Sicht „misslungene“ Besprechung. Der BSF-Geschäftsführer habe sie in sein Zimmer gebeten und ihr eröffnet, dass nicht sie, sondern lediglich ihr Mitarbeiter Fritz M. an der Besprechung teilnehmen solle. Das habe er so verabredet. „Verabredet mit wem?“, will Richter Bernd Asbrock wissen. „Mit Gottfried Z.“, sagt S.

Der Angesprochene sitzt links von ihr – auf der Anklagebank. Bestechlichkeit wirft die Staatsanwaltschaft dem ehemaligen Bau-Abteilungsleiter vor, und die ungewöhnliche Absprache zwischen Z. und Reinhard Hoffmann soll dabei eine wichtige Rolle gespielt haben. Weil Z. nämlich unter anderem durchsetzte, dass M., der mit der Prüfung des Zechbau-Angebots betraute Mitarbeiter von S., aus der BreHoch ausgegliedert und stattdessen ihm persönlich unterstellt wurde.

Die Qualität dieser Prüfung wird das Gericht noch beschäftigen. M. selbst nämlich hatte in einem Vermerk vor der besagten Besprechung bereits deutlich darauf hingewiesen, dass das von Zechbau vorgelegte Gesamtpauschalpreis-Angebot für eine ordentliche Prüfung der Kalkulation nicht ausreiche. Zechbau müsse sein Angebot vielmehr „aufgliedern“. „Darauf kann nicht verzichtet werden“, hielt M. unmissverständlich fest.

Offenbar vergeblich. Denn die Kalkulation, die M. schließlich – de facto unter der Ägide von Z. – erstellte, um das Pauschalangebot von Zechbau zu überprüfen, war eine reine Hochrechnung allgemeiner Quadratmeter-Durchschnittspreise. Eine ordentliche Preis-Prüfung, machte S. gestern deutlich, sei dagegen „nur als Vergleich zum Angebot“ möglich. Sie selbst jedenfalls hätte eine derartige Pseudo-Prüfung „so nicht akzeptiert.“ sim