Schrumpfen für die Krise

Gesamthafenbetriebsverein Betriebsrat und Verdi weisen die Vorwürfe von Beschäftigten zurück: Ihre Verhandlungen hätten den Konkurs verhütet und Arbeitsplätze gerettet

„Ohne den Sozialplan hätten sich die Beschäftigten in einer Leiharbeitsfirma wieder gefunden“

Von Christian Jakob

Betriebsrat und Verdi wehren sich gegen die heftigen Vorwürfe von Arbeitern des Bremerhavener Gesamthafenbetriebsvereins (GHB). „Ohne uns gäbe es dort 1.700 neue Arbeitslose,“ sagte Verdi-Sekretär Harald Bethge am Montag bei einer Pressekonferenz. Auch der Betriebsratsvorsitzende Peter Frohn sagte, die Verhandlungen hätten den GHB gerettet. „Ohne den Sozialplan hätten sich die bisher tariflich Beschäftigten in einer Leiharbeitsfirma wieder gefunden.“

Der gemeinnützige GHB verleiht Arbeitskräfte an die Terminalbetreiber. Durch ein Umlagesystem werden diese tariflich bezahlt und langfristig beschäftigt. Das unterscheidet den GHB von den in der Branche sonst tätigen Leiharbeitsfirmen.

Wegen der krisenbedingten, drastischen Einbrüche beim Güterumschlag plante die GHB-Geschäftsführung 1.700 ihrer 2.700 Beschäftigten zu entlassen. Nach einem Schiedsspruch der Präsidentin des Landesarbeitsgerichts akzeptierte der Betriebsrat einen Rettungsplan, der harte Einschnitte vorsieht. In den letzten Monaten mussten 800 befristet Beschäftigte den GHB verlassen. Hinzu kamen nach Angaben von Gewerkschafter Bethge rund 50 betriebsbedingte Kündigungen. Weitere 177 Arbeiter hätten Änderungskündigungen erhalten. Sie sollen ab dem 1. August für 50 Prozent ihres ehemaligen Lohns arbeiten – und dazu auf eigene Kosten von Bremerhaven nach Bremen pendeln.

Beschäftigte hatten Frohn und Bethge dafür massiv kritisiert. „Wir wissen, dass das schwer hinzunehmen ist,“ sagte Bethge. Deshalb gewähre Verdi allen Betroffenen, die die Änderungskündigung gerichtlich überprüfen lassen wollen, Rechtsschutz. Insgesamt hätten bisher 198 GHB-Beschäftigte beim Arbeitsgericht geklagt.

Ein Komitee namens „Wir sind der GHB“ hatte kürzlich eine Demo gegen den Sozialplan organisiert. Sprecher Andreas Hoeborn sagte gestern, es handele sich tatsächlich um 103 Entlassungen und 217 Änderungskündigungen. Doch auch die hiervon Betroffenen seien „im Grunde arbeitslos, denn ihr neuer Lohn ist so niedrig, dass die Hartz IV-Aufstocker werden.“ Das könne man „nicht sozial nennen“. Zudem kritisierte Hoeborn die Auswahl der Entlassenen. „Da wurden Leute mit langjähriger Betriebszugehörigkeit entlassen, weil sie die angeblich falschen Qualifikationen hatten. Dafür hat man dann Befristete fest übernommen.“ Zudem, so Hoeborn, sei mit einem Aushang versucht worden, die Beschäftigten einzuschüchtern und damit von der Teilnahme an den Protestaktionen des Komitees abzuhalten.

Der Betriebsratsvorsitzende Frohn sagte, dass er in den letzten Tagen seinerseits von aufgebrachten GHB-lern „persönlich bedroht“ werde. „Ich habe nicht mit so massivem Druck gerechnet,“ so Frohn.

Dass die Tage des GHB ohnehin gezählt seien, weil die Hafenbetriebe sich längst entschieden hätten, künftig Leiharbeiter zu Dumpinglöhnen statt der nach Tarif bezahlten GHB-Aushilfen zu beschäftigen, wies Frohn zurück: „Die Hafenwirtschaft weiß, was sie an uns hat.“ Bethge ergänzte, dass die Bremer Lagerhaus Gesellschaft, einer der größten Kunden des GHB ein „klares Bekenntnis zum GHB abgegeben“ habe. Alles andere seien „zielgesteuerte Gerüchte.“