: Das Haus des Ahlhaus
VERDACHT Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ex-Bürgermeister Ahlhaus wegen Vorteilsannahme. Er soll seine Millionenvilla ohne Courtage erworben haben
Der Vorwurf heißt „Vorteilsannahme“. Ex-Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) soll beim Kauf seiner Jugendstil-Villa in einem Elbvorort 2009 die Maklercourtage erlassen worden sein. Deshalb ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Rechtsanwalt, der seit der Wahlniederlage vor einem Jahr einfacher Bürgerschaftsabgeordneter ist. Die Staatsanwaltschaft lehnt jeden Kommentar zu dem Vorgang ab: „Wir äußern uns dazu nicht“, so Pressesprecher Wilhelm Möllers auf Anfrage der taz. Ahlhaus erklärte die Vorwürfe für „abwegig“. Er habe als Courtage einen „hohen fünfstelligen Betrag“gezahlt und besitze entsprechende Belege.
Nach Informationen der taz hatten die Fahnder Anfang Januar Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) ihr Vorgehen mitgeteilt. Die informierte, wie in solchen Fällen üblich, die fünf Fraktionsvorsitzenden ohne Nennung von Namen und Parteizugehörigkeit des Verdächtigten. Da keine Immunität beantragt wurde, gingen die Ermittlungen unbehelligt weiter. Hamburger Abgeordnete genießen keinen Schutz vor strafrechtlichen Verfolgungen, die Immunität kann aber im Einzelfall beantragt und von der Bürgerschaft beschlossen werden.
Nach Angaben des 42-jährigen Ahlhaus, dessen Frau Simone als Managerin bei einem Hamburger Vermittler von Luxusimmobilien Fachwissen haben dürfte, hat er beim Kauf des denkmalgeschützten Anwesens mit dem Makler über einen Nachlass verhandelt, weil ihm die verlangte Courtage zu hoch erschienen sei. Die übliche Courtage beim Immobilienkauf liegt inklusive Mehrwertsteuer bei 6,25 Prozent des Kaufpreises. Ein bisschen Handeln sei aber „zulässig und möglich“, sagt Klaus Hein, Geschäftsführer des Hamburger Maklerverbandes IVD: „Das ist keine unverrückbare Gebührenordnung.“
Wie viel Ahlhaus für das stattliche Haus auf 2.500 Quadratmetern Grundstück mit parkähnlichem Baumbestand bezahlt hat, ist nicht bekannt. Allein seinen privaten Sanierungsaufwand jedoch hatte er im April 2010 auf „hoffentlich weniger als eine Million Euro“ beziffert. Damals war bekannt geworden, dass die Sicherheitsmaßnahmen an der Villa rund eine Million Euro Steuergeld verschlingen würden. Der damalige Innensenator Ahlhaus galt als gefährdete Person, das Landeskriminalamt hatte deshalb den Einbau von Spezialfenstern, Alarmanlagen, Videokameras und Sicherheitszaun verlangt. SVEN-MICHAEL VEIT