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Archiv-Artikel

Seilbahnprojekt auf Talfahrt

TOURISMUS Neben Anwohnern und der Linksfraktion äußert nun auch die SPD Kritik

Die Stage-Sprecherin findet die Angst der Anwohner auf St. Pauli nachvollziehbar

In der Diskussion um die Seilbahn über die Elbe äußert sich der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Andy Grote skeptisch: „Es sieht nicht so aus, als wenn es eine Mehrheit für das Projekt geben würde.“ Der Fachsprecher für Stadtentwicklung der stärksten Fraktion im Rathaus kündigt nach der ersten öffentlichen Diskussion zu dem Projekt an, es nicht gegen den Willen der Anwohner durchzusetzen.

Die Seilbahn stößt bei der Bevölkerung und der Linksfraktion schon länger auf Widerstand. Am Montag kamen 130 Anwohner in die Ganztagsschule St. Pauli, um sich die überarbeiteten Pläne des Musical-Unternehmens Stage Entertainment und des Seilbahnbauers Doppelmayr anzuhören: Statt im Elbepark solle die Bahn auf der Glacischaussee beginnen und wie gehabt in Wilhelmsburg enden.

„Bei der Seilbahn handelt es sich um keinen neuen Verkehrsträger“, sagt Grote, „es ist ein ausschließlich touristisches Projekt.“ Nur aus dieser Sicht sei die Bahn attraktiv. Damit das Projekt durchsetzbar werde, müsse eventuell ein neuer Standort ins Auge gefasst werden.

Zu den skeptischen Anwohnern gehört Mario Bloem. Er sagt auch nach der Veranstaltung noch: „Wir Hamburger brauchen keine Seilbahn, um glücklich zu sein.“ Die Bahn über die Elbe sei ausschließlich für Musicalbesucher interessant. Das gehe in Richtung „inszenierter Pauschaltourismus“. Dennoch halte er es für falsch, das Projekt nach einer Veranstaltung zu begraben. „Die Diskussion ist wichtig und muss weiter offen geführt werden“, sagt Bloem.

Die Sprecherin von Stage Entertainment verteidigt das Vorhaben ihres Unternehmens: „Als Verkehrsmittel soll die Seilbahn die Stadtteile längerfristig entlasten“, sagt Ursula Fröhlingsdorf. Sie findet aber die Angst der Anwohner auf St. Pauli nachvollziehbar und sagt: „Gegen den Widerstand der Bevölkerung wird Stage Entertainment das Projekt nicht durchboxen.“ MAREN MEYER