DER RECHTE RAND
: Kampf um den Friedhof

Das neonazistische „Aktionsbüro Norddeutschland“ bezeichnet die Aktion als „Sieg“. Tatsächlich belegen Fotos auf der Internetseite des Aktionsbüros, dass am Sonntag „nationale Sozialisten“ mit Fahnen und Kränzen am „Bombenkreuz“ des Ohlsdorfer Friedhofs aufmarschiert sind, um an die alliierten Luftangriffe auf Hamburg zu erinnern.

Seit Jahren versammeln sich Rechtsradikale von NPD, DVU und Kameradschaften an dem Mahnmal für den „Hamburger Feuersturm von 1943“, um der „deutschen Opfer“ zu gedenken und den alliierten Bombenangriff als „Kriegsverbrechen“ zu beklagen.

In diesem Jahr jedoch stießen die Rechten auf Widerstand. Ein bereites Bündnis um den „Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge“ richtete ein Friedensfest aus, um daran zu erinnern, dass „die Katastrophe durch die nationalsozialistische Herrschaft ausgelöst wurde“, wie Christian Welniak vom „Volksbund“ sagt.

Mit dem Fest habe man zudem den Ort besetzten wollen – was am Sonntag misslang. „Antideutsche Verhinderungsabsicht gescheitert“, triumphierte noch am selben Abend das Aktionsbüro. Doch der Sieg könnte zu einer Niederlage werden. Bei den Vorbereitungen habe man auch die Rechtslage überprüft, berichtet Felix Krebs vom „Hamburger Bündnis gegen Rechts“. Nach der Verordnung zur Durchführung von Veranstaltungen auf Friedhöfen, insbesondere Gedenkfeiern, muss eine Zustimmung der zuständigen Behörden vorliegen. Eine Anmeldung habe es aber nicht gegeben, so Krebs. Die Veranstalter des Friedensfestes erwägen nun, rechtlich Mittel einzulegen.

Beim „Aktionsbüro Norddeutschland“ scheint man sich Sorgen zu machen. Auf den Internetfotos des Aufmarsches wurden die Gesichter der Teilnehmer unkenntlich gemacht.

Hinweis:ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland