LESERINNENBRIEFE :
Verkehrte Welt
■ betr.: „Dröhnen nach Belieben: Brüssel will Airlines entlasten“, taz vom 22. 2. 12
Verkehrte Welt: Derweil gehen in Deutschland Tausende auf die Straße (bzw. in die Terminals), um gegen die Lärmbelastungen von Flugzeugen zu demonstrieren, die zum Beispiel durch die Inbetriebnahme der neuen Landebahn am Frankfurter Airport eklatant zugenommen haben, so dass sich der Vorstandsvorsitzende der Fraport AG sogar genötigt sah, den BürgerInnen ein Schreiben zukommen zu lassen, um zuzusichern, dass weitere Maßnahmen zur Entlastung beschlossen und umgesetzt werden sollen. Und da fällt der EU-Kommission nichts Besseres ein, als die Richtlinien zur Lärmminderung zugunsten der Airlines zu lockern, dass ihnen sogar alternative Flugrouten aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiter zugemutet werden sollen; auch will Brüssel in Zukunft national oder regional verhängte Nachtflugverbote aufheben können. Es wird viel über die EU-Verdrossenheit der BürgerInnen geklagt, aber mit solchen Maßnahmen wird die EU-Kommission das Vertrauen weiter verlieren.
HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel
Mythenbildende Prozesse
■ betr.: „Was Gauck gesagt hat und was er meint“, taz vom 23. 2. 12
herr yücel denkt scharf, doch er übertreibt die psychologisierung der eigenen annahmen. ich denke, dass herr gauck mit vorsicht zu genießen sein muss und nichts anderes darstellt als den einzug des papsttums in der politischen landschaft deutschlands – trotzdem denke ich auch, andere aspekte in seiner beanstandeten holocaust-rede schwerer wiegen zu sehen als die von herrn yücel ausgeführten: herr gauck spricht schlicht eine warnung aus, und zwar davor, dass durch eine seltsame form der überhöhung des holocaust, wie er sie der moderne zuweist und die außerdem nicht religiös definiert und fundiert ist, eine ausschließlich rationalistische sicht der moderne auf den holocaust schlicht eines offenbare: das böse bzw. den glauben an das böse (das tut er aus seiner religiösen warte heraus, was, da er sich dessen sehr bewusst zu sein scheint, absolut gerechtfertigt ist). dieser mythenbildende prozess behindere die aufarbeitung des holocaust sowie dessen lösung – insofern lehnt er keine schuld ab, sondern akzeptiert sie auf erstaunliche weise – wiederum in religiösem sinn, sprich: lösung durch die vergebung gottes. von seinem standpunkt also gerechtfertigt und durchaus nachvollziehbar.
der fehler in gaucks argumentation und wohl in seiner insgesamt äußerst dialektisch geformten logik ist vielmehr der, dass er dem rationalismus und der religionslosen moderne mythenbildende (dass sind religiöse) kräfte unterstellt, den mythos des bösen zu schaffen; was denn nun? dann liegt er mit seiner dialektik genauso daneben, wie sie, leider, lieber herr yücel. MICHAEL BOLZ, Berlin
Würde mir das gefallen?
■ betr.: „Was Gauck gesagt hat und was er meint“, taz vom 23. 2. 12
Würde mir das auch gefallen: jemanden zu finden, der genau erklären kann, was ich meine und was meine Worte letztendlich bedeuteten? Nein! Aus „wer … vergleicht … der findet … Ähnlichkeiten“ wird ganz einfach „permanente Gleichsetzung“. Wie muss ich mir die Zusammenarbeit mit einem solchen Schlaumeier vorstellen? Lieber nicht! DIETER BEHRENDS, Bremen