: Infernalischer Rumboxer
HÖLLEN-RUMBA Für Jairo Perera alias Muchachito ist Musik Kontaktsport: Am Dienstag spielt er seine eigenwillige katalanische Hochgeschwindigkeits-Rumba mit dem Trio Infierno
VON ROBERT MATTHIES
Scheu vor Publikumskontakt hat Jairo Perera Viedma alias Muchachito kein bisschen. Für den quirligen Mittdreißiger aus Santa Coloma de Gramenet nördlich von Barcelona ist Musik Kontaktsport. „Rumboxing“ hat er Mitte der 90er genannt, was er mit seiner Gitarre in überfüllten Kneipen aufgeführt hat, nachdem er nach sieben Jahren auf Tour mit seiner Band Trimelón de Naranjus enttäuscht von der Musikszene war und von vorn angefangen hat: eine mit viel Swing, Funk und ein wenig Reggae, Mestizo-Rock und Ska vermischte eigenwillige katalanische Hochgeschwindigkeits-Rumba.
2003 dann ging es doch wieder auf die großen Bühnen: Mit Keyboarder Tito Carlos und Trompeter Josué „Ciclón“ García, ausgewiesene Jazzer und Studiomusiker, und Schlagzeuger Héctor Bellino und Bassist El Lere, Straßenmusiker wie Jairo, gründete der Knatter-Gitarrist mit der Reibeisenstimme die Kombo Muchachito Bombo Infierno: Bombo, weil nicht nur Bellino, sondern auch Muchachito zusätzlich zu Gesang und Gitarre eine Basstrommel tritt. Und Infierno, weil das Quintett auf der Bühne schlicht ein Tor zur Hölle öffnet. Im positiven Sinn, den so ein Bild haben kann, natürlich. Immer größer wurde nicht nur der Erfolg: Immer mehr Bläser stießen dazu und Jairos Jugendfreund Santos de Veracruz begann irgendwann, nicht nur die Cover und T-Shirts für die Band zu gestalten, sondern auch live auf der Bühne Gemälde zu malen: über zwanzig Leute sind mit dem Bombo Infierno mittlerweile unterwegs.
Ausufernd ist bis heute allerdings auch die kreative Inkontinenz des Masterminds: Als Sólo Muchachito ging es vor zwei Jahren als Ein-Mann-Band mit Gitarre, Bass, Trommeln und über 100 anderen Geräten gemeinsam mit Pinsel-Musiker Santos de Veracruz um die Welt. Und als Muchachito y el Trio Infierno ist Pairo am Dienstagabend mit einer kleinen Höllen-Besetzung in der Fabrik zu Gast. Heiß wird es aber garantiert auch dort.
■ Di, 28. 2., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36