: Ungeheuer und andere große Gewächse
PFALZ II Der Name Forst ist untrennbar mit den berühmtesten Lagen der Pfalz verknüpft. Hier entstehen international nachgefragte Weine – auf dem Weingut Georg Mosbacher in der dritten Generation
Verlässt man Deidesheim und fährt auf der Deutschen Weinstraße nach Norden, erreicht man nach wenigen Kilometern das Örtchen Forst. Es scheint viel unbedeutender zu sein als das belebte Deidesheim, dessen Gasthäuser und Weingüter am Wochenende von zahllosen Busreisenden überschwemmt werden. Doch ist der Name Forst untrennbar mit den berühmtesten Lagen der Pfalz verknüpft: Forster Ungeheuer, Freundstück, Kirchenstück, Pechstein, Jesuitengarten. Hier entstehen international nachgefragte Weine, und auf einigen dieser Lagen baut das Weingut Georg Mosbacher in der dritten Generation Reben an.
Heute leitet Sabine Mosbacher-Düringer mit ihrem Mann Jürgen Düringer den Betrieb. Zwar bauen sie auch eine Handvoll anderer Sorten an, doch auf drei Viertel der Anbaufläche von etwa 20 Hektar werden Rieslinge produziert. Die Bandbreite an Qualitätsstufen ist enorm – von der einfachen Literflasche für 4,70 Euro bis zur edlen Trockenbeerenauslese für 60 Euro.
Gleich der erste Riesling jenseits der Literflasche zeigt dabei, dass die Qualität auch bei den kleineren Weinen stimmt. Der 2010er Georg Mosbacher Riesling trocken für 7 Euro ist ein perfekter Alltagswein, saftig und mit erfrischender Säure. Auch die Lagenweine bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, selbst wenn bei einigen die Preise leicht erhöht werden mussten – der Jahrgang 2010 brachte so wenig Wein wie schon lange nicht mehr hervor. Besonders empfehlenswert sind die Rieslinge Forster Elster (8,50 Euro) und Deidesheimer Maushöhle (9,50 Euro). Beide sind lebendige Weine, die Schmelz und Raffinesse verbinden.
Auch die edelsüßen Dessertweine, meist aus der Lage Forster Ungeheuer, sind bei Mosbacher ausgezeichnet. Wer nicht gleich ein kleines Vermögen für die Trockenbeerenauslese 2007 ausgeben will, ist mit der 2009er Auslese „Goldkapsel“ für 18 Euro gut bedient. Anders als viele Fans trockener Weine denken, besteht das Geheimnis solcher Dessertweine nicht in bloßer Süße. Das würde sie pappig und ungenießbar machen. Der Genuss liegt im Zusammenspiel von Süße und Säure.
Das Weingut Mosbacher ist Mitglied im Verband Deutscher Qualitäts- und Prädikatsweingüter (VDP). Der Verein hat in der Pfalz für die höchste Qualitätsstufe den Begriff Großes Gewächs eingeführt, eine Art deutscher Grand Cru. Bei Mosbacher werden auf den Forster Spitzenlagen Freundstück, Pechstein und Ungeheuer sowie auf dem Deidesheimer Kieselberg vier solche Großen Gewächse produziert (23 bis 27 Euro). Diese trockenen Weine sind durch hohes Lagerungspotenzial und enorme Dichte gekennzeichnet. Anders als einfache Qualitäten, die meist sehr fruchtbetont ausgebaut werden, sind die Großen Gewächse stärker dem Terroirgedanken verpflichtet.
Gleiches gilt für die kleine Terroir-Reihe, die das Weingut Mosbacher seit zwei Jahren im Programm hat. Wie bei Peter Siener oder Ökonomierat Rebholz gibt der Boden und nicht die Lage dem Wein seinen Namen. Im Jahrgang 2010 wurden die Rieslinge Basalt, Buntsandstein und Kalkstein gekeltert (je 16 Euro). Spannende Weine: Der Basalt etwa vereint Zitrusfrüchte, eine knackige Säure und Mineralik auf aufregende Weise miteinander. MALTE OBERSCHELP